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Predigtimpuls zum Zweiten Ostersonntag

In diesen seltsamen Zeiten von Corona wäre solch eine Szene undenkbar

Gedanken von Pfarrer Gerd Greier

„Bitte Abstand halten!?“

Undenkbar ist - nicht nur für Thomas, einer der Jünger/innen Jesu - auch für uns heute die Vorstellung von der Auferstehung von den Toten und vom ewigen Leben. So hat Thomas auch den Titel „Der Ungläubige“ bekommen. Ich finde „Der Zweifelnde“ wäre treffender. Und ein Spruch sagt: „Der Zweifel ist der kleine Bruder des Glaubens.“ Zweifeln ist nichts Schlimmes; wenn etwas zum Verzweifeln ist, das ist schlimm, zum völligen Irrewerden - auch an Gott.

Und Thomas, der - wie am Ende des >Johannesevangliums (Joh 20,14ff) berichtet wird - zweifelt, dass Jesus von den Toten auferstanden ist und sich von der Gemeinschaft der Jünger/innen absondert und nicht mehr zu den Treffen Sonntagsabends kommt, er bekommt von Jesus eine Sonderbehandlung. Da zeigt sich Jesus, wie er zu Lebzeiten war und immer sein wird: Er wäscht dem Thomas nicht den Kopf, sondern ermutigt an, ihn anzufassen und zu begreifen: Das ist wirklich Jesus und er lebt.

Ganz tief legt Thomas den Finger in die Seitenwunde von Jesus. Die Wunden sind noch zu sehen, die Spuren, die das Leben, zu dem auch Leiden gehört, bei Jesus hinterlassen haben. Die Wunden sind verheilt, tun nicht mehr weh. An den „verklärten“ Wunden, daran erkennen sie den echten Jesus.

Jesus legt oft auch die Finger in die Wunden, ganz tief. Aber nicht, um Menschen bloßzustellen oder fertig zu machen, sondern ihnen zu helfen, sich ihrer Wahrheit zu stellen und wirklich geheilt zu werden; eben kein Rumdoktorn oder Trostpflästcheren drauf. Wenn ich ehrlich bin und zugeben kann, wie es in mir aussieht, was mir fehlt, was ich an tiefen Verletzungen in mir oft jahrelang herumtrage, auch an Schuldgefühlen, verinnerlichten Stimmen und Haltungen, die mir nicht gut tun, mich und andere immer wieder verletzen und weh tun, ja dann, kann ich innerlich mal ausräumen, leer werden und mich neu füllen lassen.

Dieses Evangelium von Thomas und Jesus gehört jedes Jahr zum 2. Sonntag der Osterzeit, der den Namen „Weißer Sonntag“ trägt (von den Taufkleidern).

Vielleicht nehme ich mir Zeit und halte Jesus (im Licht einer brennenden Kerze) meine Wunden hin; bin ich IHM gegenüber einfach mal ganz offen und ehrlich - ohne Bewerten, sondern in „liebender Aufmerksamkeit“. An den Osterkerzen sind auch die Wunden Jesu zu sehen - oft mit Nägeln in die Kerze hineingestossen; Gott kann mitreden, denn in Jesus wurde er auch verletzt, hat gelitten, wurde er sogar tödlich getroffen. Doch die Liebe ist stärker als der Tod, als aller Hass, als alles Schlimme und Böse; und „Gott ist die Liebe“ (1 Johannes 4,16).

Übrigens kommt Jesus auch durch verschlossene Türen, zu mir nach Hause und auch wo ich innerlich verschlossen bin, zugemacht habe, was ich oft verdränge und nicht wahrhaben will, was ich niemanden zeige.

Seit einigen Jahren ist das auch der Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit: Er ermutigt uns, durch den barmherzigen Gott, barmherzig mit uns selber und mit anderen umzugehen. Das wäre das beste Glaubenszeugnis, das wir Christen geben könnten; denn wir werden als Christen an der Liebe erkannt; und echte Liebe „ist gütig; handelt nicht ungehörig; trägt das Böse nicht nach; erträgt alles, glaubt alles, hofft alles und hält allem stand!“ (1 Korinther 13,1ff)

Gerd Greier, Pfarrer

 

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Glosse

Erst dachte ich, ich finde kein Thema, worüber ich meine Glosse schreiben könnte,
und jetzt hätte ich ganz Viele.

Z.Bsp. von der Fusswaschung am Gründonnerstagabend beim Gottesdienst in der Herz Jesu Kirche, als mittendrinnen unser Mesner mit Wischmop kam, um das Wasser aufzuwischen, das aus Versehen auf dem Boden ausgeschüttet wurde. Er hat uns ein Beispiel echten Dienens gegeben, aus Sorge, dass keiner ausrutscht.

Oder von dem brennenden Messgewand bei dem Erstkommuniongottesdienst in Hausen, als ich zum Evangelium nicht nur innerlich, sondern äußerlich „Feuer und Flamme“ wurde und er Geistesgegenwart von unserem Priesterkandidaten Benedict gerettet wurde und meine davonfliegende Brille auch noch wie durch ein Wunder heil bleib. Das hat schon wie ein „Lauffeuer“ herumgesprochen.
Mit Gemeindereferentin Barbara Voll waren wir später noch im selben Gottesdienst als Krisenteam herausgefordert und haben uns bewährt.

 

Ganz brandaktuell und frisch ist aber noch das Erlebnis, das ich noch etwas Genauer umschreiben will:

Es geschah bei der ersten Trauung zu Beginn meines Hochzeitsmarathons 2025.

Bei Taufen und Trauungen biete ich immer eine besondere Möglichkeit der Fürbitten an, ganz bewusst andere mit einzubinden.
Die Eltern bzw. das Brautpaar dürfen sich Themen überlegen, für wen und was gebetet werden soll und suchen sich aus dem Familien- und Freundeskreis Personen aus, die dann die Fürbitte selbst schreiben und vorbeten.

2025 06 Fürbitten

Bei der Trauung kamen einige zu den Fürbitten nach vorne und zu einer Bitte gleich eine ganze Familie: Eine Mutter mit drei Kindern: Tochter, Sohn und der „Große Bruder“, der auch ministriert hat. (Der Vater war Trauzeuge und hatte schon eine eigene Bitte).

Die Mutter fing an mit: „Gott, wir beten für die Kinder, die wir dem Brautpaar wünschen…“
Und dann ging die Tochter ans Mikrophon: „Hoffentlich werden es Mädchen!“
Dann kam der jüngere Sohn: „Hoffentlich werden es Jungs!“
Und dann kam als drittes der ältere Bruder: „Kann auch beides sein!“ - nun, er hat ja selber „Beides“ als Geschwister.
Die Mutter schloss noch weitere berührende Bitten für die Kinder dieser Bitte an.

Nicht nur ich musste von Herzen lachen.
Einfach genial, herrlich, schön.

Ich bin mal gespannt, auf wen Gott bei dieser Bitte als erste hört und welchen Wunsch er erhört.

Gerd Greier
Pfarrer

Impuls

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Wallfahrt 06 07 Mit Rucksack und Bibel