Wort zum Sonntag
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Wort zum Sonntag
08.12.2024
Gottes Esel sein
Der Christkindlesmarkt in Nürnberg ist eröffnet. Es riecht wieder nach Glühwein und Lebkuchen. Melodien bekannter Adventslieder klingen in unseren Ohren. Zum Beispiel das Lied von G. F. Händel:
Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem! Sieh, dein König kommt zu dir, ja er kommt der Friedefürst. (EG Nr.13)
Das Lied greift auf eine Weissagung des Alten Testaments zurück (Sach 9), die sich erfüllte, als Jesus auf einer Eselin in Jerusalem einzog. Rechts und links standen die Menschen in Reihen. Sie sangen, jubelten und riefen „Hosianna“. Das heißt: „Hilf und doch!“ Es roch nach frischem Holz und Blättern. Ein grüner Teppich aus Palmzweigen war entstanden. Ausgebreitet für den König aller Könige, für Jesus, den Heiland der Welt, den Retter, Helfer, Tröster.
Die Eselin, auf der Jesus ritt, war geliehen. Jesus hatte seine Jünger in die Stadt geschickt, um das Tier zu holen. Es gab keinen schriftlichen Leasingvertrag. Sondern die Jünger sollten dem Besitzer zurufen: „Der Herr bedarf ihrer!“ Das taten sie auch und durften den Esel mitnehmen.
Wozu brauchte der Herr denn die Eselin? - Sie sollte ihn, Jesus Christus, den Heiland, den Messias und Retter, zu den Menschen tragen: durch die Tore der Stadt. Dorthin wo die Leute leben und arbeiten.
Ich persönlich möchte mich zu den Menschen am Wegesrand stellen. Ich möchte ihre Freude über Jesus teilen. Wo Jesus in mein Leben hineinscheint, da berühren sich Himmel und Erde. Die Gerechtigkeit Gottes, also das, was vor Gott richtig und angemessen ist, berührt mich dann, der ich doch in einer oft verdrehten Welt lebe. Die Barmherzigkeit Gottes berührt mich durch Jesus, der ich doch in einer harten und kalten Welt lebe und selbst oft hart und kalt bin. Gott ist mir gegenüber nicht hart oder kalt. Sein Herz brennt für mich. Er sucht mich. Er vergibt mir Schuld. Er möchte meinen Lebensweg in eine gute, segensreiche Richtung lenken. Das erlebe ich durch Jesus. Und deshalb juble ich dem Heiland und König Gottes gerne zu.
In der Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem gibt es noch eine andere Identifikationsfigur für mich: den Esel. Er trägt Jesus, den König und Heiland, zu den Menschen. Das möchte ich auch. „Herr Jesus, lass mich dein Esel sein!“, bete ich dann.
Vorletzten Sonntag wurden in Bayern die neuen Kirchenvorstände eingeführt. „Du bist ein Esel, dass du das machst“, mag man zu der einen oder dem anderen gesagt haben. Ich habe meine Kirchenvorsteher ermutigt, dann zu antworten: „Ja, wir sind Esel! Und zwar aus Überzeugung! - Wie die Eselin damals wollen wir uns in den Dienst Gottes stellen lassen. Wollen ihm zur Verfügung stehen mit dem, was wir können.“
Natürlich ist das auch eine Last. Jesus wird schon seine 70 kg gewogen haben. Den Glauben an Jesus vertreten, ist oft schwer. In der Liebe Gottes zu bleiben, gerade auch bei Konflikten, ist anstrengend. Und doch berührt genau dann der helle Himmel Gottes unsere kaputte Erde.
Dass sich Tore öffnen für die „Esel Gottes“ und für den Herrn, den sie tragen, ist immer ein Wunder. Das war schon damals bei Jesus so. Die Mächtigen Jerusalems hatten beschlossen, Jesus zu töten. Sie waren zu für ihn. Trotzdem konnte Jesus ungehindert einziehen.
Auch heute, in unserer immer säkularer werdenden Welt, kann Gott dieses Wunder tun: Dass Menschenherzen sich für Jesus öffnen, dass sie berührt werden vom Heiland Jesus, und er ihr Leben reich macht.
Robert Augustin, Pfarrer
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