logo st benedikt

Direkter Download von dieser Webseite :

Download

Wort zum SonntagDekan Pfarrer Stephan Hartmann
21.01.2024

Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!

In dieser Überzeugung beginnt Jesus, der Mann aus Nazareth, sein öffentliches Wirken. Das spannende in diesen Worten hören wir heraus, wenn wir uns die gegensätzliche Zeit-Ansage von Johannes dem Täufer ins Gedächtnis rufen: Er verkündete den Menschen eine Botschaft vom kurz bevorstehenden Gericht. Damit verknüpft war die Ansage, dass die Zeit zu Ende gehen wird.
Um ein viel gebrauchtes Wort aus unserer Zeit zu nehmen, zwischen Johannes und Jesus gibt es eine Zeitenwende!
Nach Johannes dem Täufer, so berichtet uns im Sonntagsevangelium der Evangelist Markus, ist einer aufgetreten, der noch einmal neu ansetzt: Jesus, der nach dem Abtreten des Vorläufers in Galiläa zu predigen beginnt. Seine Predigt hat einen ganz anderen Zungenschlag. Er spricht von der erfüllten Zeit, von der Fülle, nicht vom Ende oder vom Untergang. Er sagt seinen Zuhörern den Anbruch der Herrschaft Gottes zu, nicht das Gericht. Und er predigt das Evangelium Gottes, Gottes frohe, gute Botschaft von Heil, Rettung und Leben.
Aber, so dürfen wir zu Recht fragen, warum sollte auf einmal alles anders sein? Waren die Menschen auf einmal so fromm, so glaubend, so moralisch in ihrem Handeln geworden, dass nun das Reich Gottes plötzlich da ist?
Jesu Botschaft von der erfüllten Zeit und vom nahen Reich Gottes setzt einen ganz anderen Akzent. Die Gottesherrschaft, von der uns Jesus erzählt, ist keine Belohnung. Die Menschen haben Gott nicht umgestimmt in seinem Entschluss, das von Johannes angekündigte Gericht doch nicht auszuführen. Vielmehr geht die Initiative von Gott aus. Gott selber setzt einen Neuanfang, Gott selber bleibt sich treu. Er ist ein Gott des Lebens, nicht des Gerichts, er will immer wieder das Heil, die Rettung, das Wohl der Menschen.
Mag unser Leben noch so niedergedrückt, aussichtslos oder friedlos, verzweifelt und elend sein, Gott ist da für uns. Was wir an Weihnachten gefeiert haben, dass Gott uns als Retter in seinem Sohn begegnet, gilt nicht nur für die Weihnachtszeit, sie gilt für alle 366 Tage in diesem Jahr. Gottes Reich meint Gottes Gegenwart und Nähe bei uns Menschen, Gott selber als die Fülle des Lebens!
Und wir hören auch im Evangelium, wie wir auf diese Botschaft reagieren sollen. Die einzig angemessene Antwort ist der Glaube, ist das Vertrauen, dass Gott mit uns ist.
Lasst uns dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt.
Dieses Wort sagt keiner, der auf der Sonnenseite des Lebens steht, dieses Wort hat Alfred Delp hingekritzelt mit gefesselten Händen am 24.12.1944 in seiner Gefängniszelle, nach monatelanger Folter und Isolationshaft. Am 2.2.1945 wurde er hingerichtet. Er war im Juli 1944 von der Gestapo verhaftet worden, weil er Kontakt zu Graf Stauffenberg hatte.
Was uns das Leben auch zumutet, welche Herausforderungen, wir auch meistern müssen, wir dürfen uns darauf verlassen, dass Gottes Reich in der Welt zu finden ist.
Es gibt den Spruch, ein Lied sagt mehr als tausend Worte und dies gilt auch für diese Überzeugung. Ich denke an ein Lied im Gotteslob:
Wir haben Gottes Spuren festgestellt auf unseren Menschenstraßen, Liebe und Wärme in der kalten Welt, Hoffnung, die wir fast vergaßen.
Gottes Spur in dieser Welt setzt Jesus, lassen wir uns auf ihn ein wie damals die Apostel!

Stephan Hartmann,
Dekan Bad Kissingen

­