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Wort zum Sonntag,Diakon Kim Sell 2021
12.11.2023

 

Grüß Gott,

 

selten rege ich mich über meine Zeitgenossen auf, außer beim Autofahren. Leider erlebe in der letzten Zeit öfter, dass ich mich über meine Zeitgenossen aufregen „muss“ oder aufrege.

Wer mich kennt, weiß dass ich ein sehr toleranter Mensch bin und jeden sein Leben nach seiner Auffassung leben lasse. Für mich haben Selbstbestimmung und Entfaltung der Persönlichkeit einen hohen Stellenwert. Jeder sollte seines eigen Glückes Schmied sein dürfen und das in einem hohen Maß der Eigenverantwortlichkeit. Eine Grenze ist für mich dann erreicht, wenn Individuen meinen, weil sie sich in ihrem Innersten angegriffen bzw. verletzt fühlen, gute und sehr lange Traditionen, die unser Leben und gar unser Land geprägt haben, mit aller Macht und Anstrengung aufheben wollen. Und siehe da! Sie schaffen es tatsächlich unsere liebgewonnenen Traditionen einfach umzubenennen. Welche Gründe mögen diese Menschen bewegen? Kennen sie den Ursprung dieser Traditionen nicht mehr?

Viele Fragen, die mir in den Sinn kommen, aber ich finde auf keine eine sinnvolle und plausibel Antwort, die den wirklichen Grund für die Umbenennung des St. Martinsumzugs in Laternenumzug erklären könnte. Manchmal kommt in mir das Gefühl auf, dass wir uns für unsere christlichen Wurzeln schämen! Für mich sind diese Traditionen, die den Menschen Halt und Orientierung in ihrem Leben geben, wichtig und sehr wertvoll. Daher gehören sie gepflegt und gelebt!

Unser Kalender ist durch und durch mit christlichen Feiertagen bestückt und manche Schulferien haben den Namen der christlichen Festtage. So leben wir kalendarisch in einem sehr christlich geprägten Umfeld. Ich merke in der letzten Zeit, dass dieser Ursprung nicht mehr gewünscht ist, bzw. der Wunsch nach Veränderung immer größer wird.

Sind unsere christlichen Wurzeln im Jahre 2023 nicht mehr gefragt? St. Martin erinnert mich seit meiner Kindheit daran, dass ich fremde Not wahrnehmen und ihr abhelfen soll. D.h. meine Mitmenschen in ihrer Not sehen und ihnen im Rahmen meiner Möglichkeiten eine Hilfe anzubieten.

Ich finde für eine moderne und aufgeklärte Gesellschaft sollte dies eine Selbstverständlichkeit sein. Zum Teil funktioniert es auch wunderbar, so wie bei der Tafel, der Kleiderkammer und dem Caritaslädchen in unserem Landkreis.

Daher sollten diese christlichen und menschlichen Werte, die unser Land geprägt haben, weiterhin in unserem Alltag Raum und Platz haben und weiter gelebt werden.
Wir sollten nicht immer dem Zeitgeist, der uns in den Griff bekommen will, nachgeben, sondern die gute alte Zeit weiter leben lassen und deren Rituale feiern. Anfangen können wir jetzt am Wochenende! Basteln sie mit ihren Kindern, Enkel oder gar Urenkel eine echte Martinslaterne mit einfachen Mustern oder Formen! Vielleicht haben sie den Mut eine echte Kerze in diese Laternen zu stellen. Nehmen sie sich die Zeit, die St. Martinsgeschichte mit ihren Kindern zu lesen. Dann verstehen unsere Kinder, was wir am St. Martinstag gedenken und feiern: St. Martin hat den Bettler im Schnee in seiner Not gesehen und teilte seinen Mantel mit ihm, damit dieser Mann nicht im Frost der Nacht erfriert. Lassen wir auch heute noch unsere Herzen von dieser Geschichte anrühren.

Dann sehen wir die Not unserer Mitmenschen und handeln wie der heilige St. Martin. Und manchmal brauchen wir dazu ein Licht, damit wir sie sehen können.
Ich wünsche ihnen für die Martinsumzügen viel Freude mit ihren Lieben und viele helle Laternen, die die Nacht erleuchten und die Herzen erwärmen.

Diakon Kim J.N. Sell, Pastoraler Raum Bad Brückenau

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