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 Wort zum Sonntag,
Dekan ev Till Roth 2020 07

05.11.2023

 

Sorgt euch nicht…..

Hilfreich und praktisch ausgerichtet dient so manches, was in der Bibel steht,

unserer Alltags- und Lebensbewältigung. Überhaupt geht es in den heiligen Schriften weit überwiegend um das Hier und Jetzt, um das sogenannte „Diesseits“ und nicht um das „Jenseits“ oder einen Sankt-Nimmerleins-Tag. So haben zum Beispiel Gottes Gebote alle einen ausgesprochen lebenspraktischen Bezug. Den meisten leuchtet es unmittelbar ein, dass sie dem guten Leben dienen. Vor allem aber zielt der ganze Bereich der weisheitlichen Texte in der Bibel auf die Lebensbewältigung ab. Denn Weisheit ist nichts anderes als im Leben zurechtkommen.

 Ein solches weisheitliches Thema ist das Thema „Sorge“. Kürzlich war wieder die berühmte Rede Jesu aus seiner sogenannten Bergpredigt im Gottesdienst zu hören: „Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet ...“ In ihrer Herausforderung oder gar Provokation verliert diese Botschaft über all die Jahre nichts. Aktuell und für jeden Menschen relevant ist sie ohnehin. Denn Sorgen begleiten uns ja ständig. Beim Hören der Worte Jesu fragt man sich allerdings immer wieder: „Wie soll das denn gehen? Nicht sorgen? – Das ist doch unmöglich!“

Das sehe ich auch so. Wir werden nicht dahin kommen, völlig sorglos zu leben. Aber das meint Jesus auch nicht. Vielmehr nimmt er wahr, dass uns die Sorgen immer wieder über den Kopf wachsen, sich zu Ängsten steigern und uns die Freude am Leben rauben. Das muss jedoch nicht passieren, meint er. Wenn man die „Ratschläge“ von Jesus vergleicht mit heutiger weltlicher Ratgeberliteratur, wie man sie zum Thema Sorgen zahlreich aus den Regalen der Buchhandlungen ziehen kann, stellt man Parallelen fest. Was nicht verwunderlich ist bei einem allgemein-menschlichen Thema. So zum Beispiel sein Hinweis, dass alles Kopfzerbrechen die Realität nicht ändert: „Wer von euch kann sein Leben durch Sorgen verlängern?“ Oder sein entlastender Blick auf die sorglose, weil instinkthaft und ganz im Hier und Jetzt lebende Tierwelt: „Seht die Vögel unter dem Himmel an... euer himmlischer Vater ernährt sie.“ Oder auch seine realistische Einschätzung, dass – für uns Menschen – trotz allem jeder Tag sein Maß an „Plage“ behalten wird.

 Doch aus dem Rahmen fällt sein Rat: „Euer Vater im Himmel weiß, was ihr braucht und bedürft.“ Das weitet unseren Horizont und fragt uns, wie wir uns selbst verstehen: als letztlich auf uns allein Gestellte? Oder als Kinder eines guten, schützenden, sorgenden Vaters und Schöpfers? Dieses Vertrauen, bei Gott gut bekannt und geborgen zu sein, wünsche ich Ihnen und mir immer wieder! Dann gehen die Sorgen zwar nicht ganz fort, aber sie verlieren ihr Gewicht.

Till Roth,
Dekan in Lohr a.Main

 

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