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Gemeindereferentin Annemarie GöbelWort zum Sonntag,
10.09.2023

 

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…

dieses bekannte Zitat aus dem Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse passt für mich sehr gut zu diesem Sonntag. Es ist der letzte Sonntag der Sommerferien. Ab Dienstag beginnt für unsere Schülerinnen und Schüler (wieder) der Ernst des Lebens. Zuhause stehen in manchen Zimmern wohl schon die gepackten Schultaschen, in anderen Häusern sieht man dem ersten Schultag nach den Sommerferien wohl eher „gechillt“ entgegen. In der Apostelgeschichte heißt es „Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele!“. Zu Beginn des Schuljahres ist das oft auch in den Klassen so. Die Schülerinnen und Schüler haben sich unglaublich viel aus den Ferien zu berichten. Aber spätestens nach ein paar Tagen kommen die ersten Meinungsverschiedenheiten, Streitereien und Enttäuschungen ans Licht. In den Augen von Erwachsenen sicherlich oft lächerliche Kleinigkeiten. Und das sind sie vielleicht auch wirklich. Aber sie sind zu tiefst menschlich und wir haben sie sicher auch alle einmal erlebt.

Im Evangelium vom Sonntag geht es allerdings nicht um Banalitäten.

Dort geht es um die Situation, dass eine mir nahe stehende Person gegen mich sündigt. Also eine unserer gemeinsamen Regeln für ein gelingendes Miteinander missachtet. Eine Sünde ist dabei die Übertretung eines göttlichen Gebotes. Im vollen Bewusstsein und Wissen um die Konsequenzen entscheidet sich der Mensch für das Schlechte. In der zweiten Lesung des Tages, aus dem Brief von Paulus an die Gemeinde in Rom, werden auch einige Übertretungen aufgezählt. Du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren… und eben all die anderen Gebote. Aber Paulus zeigt auch noch etwas anderes auf: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.“ Sünde ist also der Mangel an Liebe. Es mangelt mir an Liebe zu mir selbst, meinem Nächsten, meinem Gott oder eben zur Sache selbst.

Aber was sollen wir nun tun, wenn sich ein Familienmitglied, Freund, Nachbar oder Kollege lieblos verhält? Auch dafür hat Jesus eine wertschätzende und kluge Art der Konfliktbewältigung an diesem Sonntag für uns parat. „...dann geh zu ihm und weise ihn unter vier Augen zurecht.“ Also keine Lästereien im Hintergrund, kein Schimpfen übereinander, keine Schuldzuweisungen oder Rosenkriege. Sollte dieses Vieraugengespräch noch nicht helfen, dann folgt ein diskretes Gespräch in einer Kleingruppe mit ein oder zwei ausgewählten neutralen Personen. So muss niemand sein Gesicht verlieren und die Chance zum Reflektieren des eigenen Verhaltens und der Umkehr ist immer möglich.

Auch unsere Schülerinnen und Schüler machen sich in einigen Schulen durch Streitschlichter mit dieser Art der Konfliktlösung vertraut. So können die kleineren und größeren Konflikte, die nun einmal zum Leben dazugehören, gut abgelegt werden. Egal mit welcher Strategie wir unsere Streitereien bearbeiten, ich wünsche uns allen, das der Zauber, jedes neuen Anfangs uns eine lange Zeit begleiten darf.

Annemarie Göbel,
Gemeindereferentin im pastoralen Raum Burkardroth

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