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Wort zum Sonntag 26.02.2023

Wir müssen reden!

Wir müssen reden! Wenn ich so eine Ansage von einem Freund bekomme, dann klingt da eine hohe Dringlichkeit mit. Dann bin ich besorgt: Was habe ich falsch gemacht? Ist unsere Beziehung noch in Ordnung? Hoffentlich gelingt das klärende Gespräch und geht gut aus.

„Wir müssen reden!“ Auch von der Vorgesetzten klingt das nach hoher Dringlichkeit. Irgend-etwas im beruflichen Umwelt ist offensichtlich schwierig geworden. Ich checke im Geist die vergangenen Tage durch. Ich gehe die Aufgaben im Kopf durch, die ich erledigt, verschoben oder vielleicht nicht so gut erfüllt habe. Hat sich jemand über mich beschwert?

„Wir müssen reden!“ So manches Youtube-Video lenkte als sogenanntes Clickbait die Aufmerksamkeit mit einem solchen Satz auf sich. Mir wird signalisiert: Da geht es um etwas wichtiges, das muss ich mir unbedingt anschauen und anhören. Oft bin ich dann enttäuscht: Mir als treuen Abonnenten des Kanals war diese Meinung schon bekannt - der plakative Satz war zum Anlocken neuer Zuschauerinnen benutzt worden.

Gott hat auch so eine Ansage: „Wir müssen reden!“ Theologisch nennen wir sie „das Gesetz“. Das sind, z.B. die 10 Gebote und für die Juden die 603 weiteren Ge- und Verbote der Torah, der 5 Bücher Mose. Das sind auch Ansagen von Jesus, die andere Backe hinzuhalten, die Feinde zu lieben und niemand zur richten in Gedanken, Worten und Taten.

Wie in der Ansage des Freundes an mich oder auch der gutmeinenden Vorgesetzten oder des Youtubers, den ich ja wegen der Meinung, die ich schätze, abonniert habe, hat das Reden

eigentlich ein gutes Ziel. Das Gespräch soll eine gestörte Beziehung auf ein neues Level heben.

Das ist auch der Sinn des „Gesetzes Gottes“. Es überführt uns, dass in unserer Beziehung zu Gott und den Menschen einiges gestört oder sogar zerstört ist. Dem gegenüber steht aber die Liebe Gottes. Sie drückt sich aus im „Evangelium“, der Freundschaftsansage Gottes. Wir werden aufmerksam auf nötige Veränderung durch das Gesetz. Wir werden aber liebevoll verwandelt in unserer Beziehung durch die Begegnung in der Kraft des Evangeliums.

Das Evangelium sagt uns die Freundschaft Gottes zu. Wir finden Evangelium nicht nur bei Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, den Büchern, die danach heißen. Wir finden im
ganzen Alten Testament immer wieder Segens- und Freundschaftszusagen Gottes. Im Neuen Testament ist das noch einmal konzentrierter auf eine Person: Jesus ist Dein Freund! Und weil er Gottes Sohn ist, ist damit Gott selbst Dein lieber Schöpfer, der dich stärkt mit Heiligem Geist. Durch Jesu Tod am Kreuz ist meine Verurteilung durch das Gesetz zugleich vollzogen und aufgehoben. Wenn ich das vertrauensvoll annehme (man nennt das „Glauben“), bin ich mitten hineingezogen in den Freundschaftskreis Gottes. Dann sitze ich wie im Gleichnis schon an seinem Festmahlstisch. Darum feiern wir Heiliges Abendmahl und bekennen zuvor unsere Sünde.

„Wir müssen reden!“ Das sollte ich auch selbst immer mal zu Menschen sagen. Es hilft nichts, wenn du alles runterschluckst, was eine Beziehung belastet, ob in der Ehe, mit der Familie, mit Freunden oder im Verein. „Wir müssen reden!“ gilt für mich auch für die sichtbare Gestalt der Kirche, die ihrer Corporate Identity mit den eigenen moralischen Ansprüchen im Alltag oft nicht authentisch gerecht wird. „Wir müssen reden!“ heißt auch manchmal: Hier ist die Grenze, keinen Schritt weiter! Räuberischen Diktatoren wie Putin und menschenverachtenden Regimen wie dem Iran kann man nur noch mit tapferem Widerstand oder Flucht begegnen.

Auch mit mir selbst sollte ich nicht vergessen zu reden. Es ist super, wenn ich da durch das Gebet noch einen unsichtbaren Moderator mit ins Boot hole, der mich gnädig ansieht: Gott. Sonst kann es ganz schön deprimierend sein, mit sich selbst zu reden.

Von Gott her gibt es da im Alten und Neuen Testament einen Schlüsselsatz zwischen Gesetz und Evangelium. Der lautet: „Fürchte dich nicht!“ Da passt das Motto der diesjährigen Fastenzeit „7 Wochen ohne VERZAGTHEIT“ super dazu. Ob mit Gott oder den Menschen, selbst mit mir selbst, ich darf mutig auf jedes Gespräch zugehen. Und ich darf zu Gott und den Menschen in guter Absicht jederzeit hingehen und ihnen sagen: „Wir müssen reden!“

Eine gesegnete Fasten- und Passonszeit wünscht Euch
Euer Pfarrer Martin Hild aus Münnerstadt.

Quelle: Einzugsgebiet Bad Kissingen

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