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Wort zum Sonntag, 28.08.2022

Fest des hl. Augustinus

An diesem Sonntag ist das Fest des hl. Augustinus (354 - 430) Er gilt als einer der größten Kirchenlehrer, wird immer noch in praktisch allen Geisteswissenschaften rezipiert.
Einige Gedanken von ihm, die mich ansprechen, will ich Ihnen weiter geben:

Jeder von uns, der öfter mit Menschen zu tun hat, wird seine folgende Klage gut nachempfinden können: „Unruhestifter zurechtweisen, Kleinmütige trösten, sich der Schwachen annehmen, Gegner widerlegen, sich vor Nachstellern hüten, Ungebildete lehren, Träge wachrütteln, Händelsucher zurückhalten, Eingebildeten den rechten Platz anweisen, Streitende besänftigen, Armen helfen, Unterdrückte befreien, Gute ermutigen, Böse ertragen, und - ach - alle lieben.“ - Gerade wegen des „ach - alle lieben“ finde ich diese Klage sehr tröstlich.

Angesichts des Krieges in der Ukraine ist mir der Satz Augustins im Kopf, den Papst Benedikt vor einigen Jahren auch im Bundestag zitiert hat: "Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande“.

Der Text geht so weiter: „Sind doch auch Räuberbanden nichts anders als kleine Staaten. Auch da ist eine Schar von Menschen, die unter Befehl eines Anführers steht, sich durch Verabredung zu einer Gemeinschaft zusammenschließt und nach fester Übereinkunft die Beute teilt. Wenn dies üble Gebilde ... so ins große wächst, dass Ortschaften besetzt, Niederlassungen gegründet, Städte erobert, Völker unterworfen werden, nimmt es ... den Namen Reich an, den ihm offenbar nicht hingeschwundene Habgier, sondern erlangte Straflosigkeit erwirbt. Treffend und wahrheitsgemäß war darum die Antwort, die ein aufgegriffener Seeräuber Alexander dem Großen gab. Denn als der König den Mann fragte, was ihm einfalle, dass er das Meer unsicher mache, erwiderte er mit freimütigem Trotz: und was fällt dir ein, dass du die Erde unsicher machst. Freilich, weil ich es mit einem kleinen Fahrzeug tue, heiß ich Räuber, Du tust es mit einer großen Flotte und heißt Imperator.“ Wenn man sieht, wie mühsam es heute ist, die Schwachen zu schützen, und wie oft die Mächtigen ganz elegant ihre Interessen durchsetzen - da müsste man diesem Seeräuber doch fast ein Denkmal setzen.

Am meisten aber beschäftigt Augustinus, wie wir Menschen sind. Seine Einsichten gründen in seinem eigenen Irren und Suchen. Über die Gefühle in unseren Herzen schreibt er:

„Ein gewaltiger Abgrund ist der Mensch für sich selbst. Die Haare seines Hauptes, Herr, hast du gezählt, und keines geht dir verloren, aber die Haare des menschlichen Hauptes sind leichter zu zählen als die Neigungen und Regungen seines Herzens.“ Sich selber zu erkennen, sich anzunehmen mit seinen Licht- und Schattenseiten - das ist schwer. Und sich mit all dem vor Gott zu stellen, erst recht. Dazu Augustinus: „Wo war ich denn selbst, als ich dich suchte? Du standest vor mir. Ich aber war vor mir selber weggelaufen und fand mich nicht mehr, wieviel weniger dich.“ - Wir oft geschieht das, das wir vor uns selber weglaufen …

Schließlich wird ihm gesagt: „Was bleibst du in dir stehen, wo du doch nicht stehen kannst? Wirf dich in ihn, Gott, hab keine Angst; er entzieht sich nicht, so dass du hinfällst, wirf dich getrost, er fängt dich auf, und er heilt dich!“

Dieses Vertrauen, diese Erfahrung wünsche ich Ihnen.

P. Markus Reis OSA, Pfarrer in Münnerstadt

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