logo st benedikt

Direkter Download von dieser Webseite :

Download

Wort zum Sonntag, 10.07.2022

Barbara Voll, Gemeindereferentin im Pastoralen Raum Bad Kissingen

 

Haben Sie auch einen Erste-Hilfe-Kurs nötig?

Ich sollte meine Kenntnisse jedenfalls auffrischen! Aus dem letzten Kurs ist mir immerhin in Erinnerung geblieben: „Es ist immer besser, etwas zu tun als gar nichts!“ Und dies bestärkt auch Jesus in seinem „Erste-Hilfe-Kurs“. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37) bietet uns einige hilfreiche Tipps an.

Hier lernen wir am Beispiel eines Mannes, der sieht, das am Weg ein Verletzter liegt. Er schaut nicht weg - wie die Männer, die bereits vorüber gingen. Vielmehr hat er Mitleid mit dem Verletzten, nimmt sich Zeit und hilft. Mit den wenigen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, kann er die Wunden notdürftig versorgen. Dann legt er den Verletzten auf sein Reittier und bringt ihn zu einer Herberge. Dort übergibt er den Kranken, zur weiteren Versorgung in andere Hände. Und setzt seinen Weg fort.

Doch es erscheint uns etwas merkwürdig, dass Jesus den Einsatz des Mannes so herausstellt, obwohl er diesen aufgegeben hat.

Darin verbirgt sich aber eine wichtige Erkenntnis für uns: Der Samariter hat getan, was nötig war; er sorgte für den Verletzten und er sorgte für sich. Seine Hilfe hat er im Rahmen seiner Möglichkeiten geleistet, ohne sich dabei zu überfordern. Jesus führt uns also mit dem Handeln des Samariters vor Augen, wie wichtig es ist, die Nächstenliebe und die Selbstfürsorge in einem ausgewogenen Maß zu halten. Aus meiner Sicht, wollte Jesus dadurch keinen überzogenen Egoismus fördern. Vielmehr ging es ihm darum, einen würdevollen Umgang mit sich selbst und anderen, der allen zugute kommt.

Uns allen ist doch bewusst: Wenn es um Hilfe für andere geht, dann haben wir oft hohe Ideale - egal es ob dabei um pflegebedürftige Angehörige, erkrankte Kollegen, Freunde oder Nachbarn in Not geht. Viele meinen, sie müssten immer ganz und gar für eine hilfsbedürftige Person da sein, und verlieren dabei sich selbst aus dem Blick. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die herausfordernde Pflege oft unterschätzt wird und viel Kraft fordert. Eine solche Aufgabe ist jedoch nur gut zu leisten, wenn es mir gut geht und ich barmherzig zu mir selbst bin. Dann kann ich anderen von Herzen gut sein und mich dem anderen einfühlend zuwenden. Wenn ich dagegen merke, dass meine Fähigkeiten nicht ausreichen oder meine Kräfte schwinden, heißt es zunächst für mich - als Nächste, als Nächster - gut zu sorgen.

Hilfreich sind dann wohl all jene „Herbergen“, die der Entlastung dienen: Die Dienste, die professionelle Hilfe, medizinische Versorgung, Pflege und Betreuung bieten. Ebenso Beratungsstellen, Gesprächsangebote oder Erholungszeiten, die dazu beitragen, dass ich auf meine eigenen Bedürfnisse achte und meine Grenzen ziehen kann. Und auch Gott bietet eine Herberge: bei ihm können wir alle Sorgen abladen und können ihn um Kraft für unsere Aufgaben bitten.

Wäre das nicht schon eine erste Hilfe? - Dann „handle danach, und du wirst leben!

Barbara Voll, Gemeindereferentin im Pastoralen Raum Bad Kissingen

 

 

 

­