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Wort zum Sonntag, 03.07.2022

 

Gerd Greier, Pfarrer im Pastoralen Raum Bad Kissingen

 

Mach doch einfach!

Sagen wir manchmal, wenn jemand eine Idee hat und was ausprobieren will. Ganz nach dem Motto: „Wer wagt gewinnt!“
Wenn es nur immer so einfach wäre. Wie oft stehen wir uns selber im Weg und trauen uns nicht; wie wichtig ist da jemand, der einen ermutigt und mir das zutraut.

Im Sonntagsevangelium (Lukas 10,1-9) schickt Jesus Jünger los, sozusagen ins Praktikum: Macht doch einfach, was ihr bis jetzt bei mir erlebt und gelernt habt. Probiert's einfach.
Zu zweit sendet er sie aus; nicht alleine, sondern als kleines Team; um sich gegenseitig zu ermutigen oder auch mal zu bremsen; um Miteinander zu Arbeiten und das Leben zu teilen.

Ganz einfach sollen sie losgehen, ohne Geldbeutel. ohne Vorratstasche, ohne Schuhe. Nicht voll versorgt, gut ausgerüstet für alle Fälle, sondern voll Vertrauen, dass da Menschen sind, die für sie sorgen, sich ihrer annehmen, ihnen das Nötigste zum Leben geben. Und so kann man auch fürs Erste schon in Kontakt mit anderen kommen; so bekommt man einen Fuß in der Tür. Und genügsam sein, essen und trinken, was ihnen angeboten wird.

Die Bemerkung: „Grüßt niemand unterwegs“ hat nichts mit Unfreundlichkeit zu tun, sondern zielgerichtet: Lasst euch durch nichts und niemanden aufhalten, sich nicht ablenken, abbringen oder entmutigen lassen.

„Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus!“ In friedlicher, guter Absicht kommen; nur Gutes bringen, heilen, gut tun, aufbauen, Hoffnung wecken: Gottes Reich ist nahe.

Und Jesus ist Realist, wenn er sie darauf vorbereitet, dass es Menschen gibt, die dafür offen sind; und auch andere (wie Wölfe).

Und je nachdem: Bleiben oder weitergehen; sich bloß nicht den eigenen Frieden rauben lassen.

Jesus macht Mut, indem er ihnen zusagt, das der Friede zu ihnen zurückkehrt, wo er nicht angenommen wird. Vielleicht sollte ich da auch neu Vertrauen lernen, denn oft erlebe ich das Gegenteil, dass ich mir da den inneren Frieden schnell rauben lasse und mir missglückte Begegnungen noch lange nachgehen.

Und sie machens einfach und probieren es.

In diesen Tagen gedenken wir den aus Irland stammenden Wandermönchen, die vor über 1300 Jahren zu uns hier in die Gegend gekommen sind - in der Nachfolge Jesu. Als Team waren Kilian, Kolonat und Totnan ganz einfach im Sinne Jesu unterwegs und haben so den Anfang gemacht für die Christianisierung von Franken. Sie haben sozusagen fast bei Null einfach angefangen; mit mehr oder weniger Erfolg. Ob dieses Evangelium sie dazu ermutigt hat?`

Und leider mussten sie auch die Erfahrung machen, dass sie wie Schafe unter Wölfen sind, denn sie wurden gewaltsam umgebracht. Aber ihr Leben und ihr Einsatz sogar ihres Lebens waren nicht umsonst.

Und jetzt? Kommt es auf Sie, auf Dich, auf mich an - ganz einfach; nicht schon wieder „wenns nur so einfach wäre…!“ Einfach los, ohne große Ausrüstung, Konzepte; Absicherungen, Vorkehrungen; Frieden im Herzen und Frieden wünschen, Hoffnung wecken und Gutes sagen und Segen bringen; mit allem rechnen; sich nicht Entmutigen lassen; nicht aufgeben; den Frieden nicht verlieren;und dazu sich Gleichgesinnte suchen; im Team, nicht als Einzelkämpfer.

Wenn jemand dann sagt: „Du bist ein Segen!“ oder so ähnlich, dann bin ich auf der richtigen Spur.

Gerd Greier, Pfarrer Pastoraler Raum Bad Kissingen

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