logo st benedikt

Direkter Download von dieser Webseite :

Download

Wort zum Sonntag, 10.04.2022

Markus Waite, Pastoralreferent im past. Raum Hammelburg

 

Ostern hat kein Happy End

Bald feiern wir Ostern, Auferstehung: „Friede, Freude, Happy End!“ Oder?

Der Anfang des Festes steht am Ende der christlichen „Frohen Botschaft“, am Ende der vier Evangelien (nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes) im „Neuen Testament“ der Bibel: Christen und Christinnen feiern das Leben. Aber dieses Ende ist kein „Happy End“! Es gießt nicht eine Art „Glücks-Soße“ über alles das aus, was vorher passiert ist. Vielmehr erinnern die Kirchen in den Gottesdiensten der kommenden Tag ausdrücklich daran: Abschied, Verrat, Entscheidung für das Risiko des Todes, Folter, Hinrichtung, Mitleids-Schmerz, Verzweiflung, Trauer.

Das kommt uns in diesen Wochen des Krieges setsam vertraut vor. So vertraut, dass es vielleicht unpassend erscheint, in so einer Situation das Leben zu feiern. Im Evangelium der Osternacht (Lukas, Kapitel 24, Verse 1-12) ist sogar von einer ganz besonderen Form des Lebens die Rede: von einem Leben nach dem Tod, von „Auferstehung“.

Die Frauen, die die Leiche von Jesus pflegen wollen, finden den Stein vor seinem Grab weg gewälzt. Nach der Auskunft, er sei nicht mehr bei den Toten, kehren sie dem Grab den Rücken. Aber sie tun das verwundert und ratlos, mit Erschrecken und Angst. Vielleicht ahnen sie, dass diese Auferstehung eben kein Happy End ist, sondern ein Anfang. Dass es jetzt erst richtig los geht. Das Leben hat eine Wendung genommen. Es wir komplexer. Es ist gereift.

Die Freundinnen und Freunde von Jesus bekommen den Auftrag, aufzubrechen und loszugehen. Ihnen wird ein neues Ziel genannt: Dort würden sie „ihn“ treffen. Die Zukunft hat also gerade erst begonnen. Sie bleibt ungewiss. Wenn auch mit einer Ahnung von Freiheit: Die, die Jesus folgen, ahnen, sie könnten etwas freier werden von der Angst vor dem Tod. Diese Angstfreiheit macht das Leben vor dem Tod aber nicht weniger kostbar. Nicht mein Leben und nicht unseres. Nicht das der Menschen in der Ukraine und an so vielen Orten der Gewalt. Nicht das der Flüchtlinge zwischen dort und hier. Nicht das der Menschen, die in Rußland und anderswo gegen Gewalt und Willkür protestieren. Nicht einmal das der russischen Soldaten und Soldatinnen.

Viele unterstützen jetzt die, die sich in einer lebensfeindlichen Lage befinden. Viele bemühen sich um ein Leben ohne Gewalt, in Würde und Sicherheit. Das alles ist für mich ein Teil des Auftrags, den uns die Botschaft von Ostern gibt. Ein Happy End ist nicht in Sicht. Das hat auch bei der Auferstehung von Jesus keiner versprochen. Aber immerhin: „Auferstehung“ kann uns verändern: Der Mensch muss nicht länger das Opfer des Menschen sein.

Markus Waite, Pastoralreferent in Hammelburg

 

­