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Wort zum Sonntag, 03.04.2022

 

Kim J. N. Sell, Diakon im past. Raum Bad Brückenau

Grüß Gott, sicherlich ist Ihnen diese Aussage schon ein-mal über Ihre Lippen gekommen: „Ich kenne den…!“ Vor kurzem machte ich mir ehrliche Gedanken über diese Aussage! Nach einer Bedenkzeit war es sehr ernüchternd und ich musste feststellen, dass wenn ich sage: „Ich kenne die Person X !!, ich immer eine falsche Aussage über diesen Menschen mache! Denn ich kann vielleicht seinen Wohnort, seinen Arbeitsplatz, den Familienstand und weiteres kennen. Aber da schaue ich nur auf das Äußere der Person! Vielleicht weiß ich welche Leidenschaft die Person besitzt oder welchen Interessen er noch nachgeht. Schon in dem Buch vom kleinen Prinzen steht dieser berühmte Satz: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ (Antoine de Saint-Exupéry)

Für unsere Augen bleibt es verborgen, welche Fragen, Hoffnungen und innerste Sehnsüchte jeder Mensch in sich trägt.

Einen, dem ich es zutraue den Menschen nicht nur auf die Stirn zu schauen, ist für mich Jesus Christus.

Jesus schaut den Menschen immer ganzheitlich an. Denn seine Augen blicken in die Seelen der Menschen, schauen in das Herzen und sehen, wie der Mensch körperlich anwesend ist. Sein Blick erfasst sozusagen den Mensch mit Herz und Seele. Daher kann nur Jesus zu uns sagen: „Ich kenne Dich!“

So meinen auch die Männer in dem Sonntagsevangelium, dass sie die Ehebrecherin kennen! Ja, sie wurde beim Ehebruch in flagranti erwischt. Seit meiner Kindheit frage ich mich, warum wird nur sie als Ehebrecherin angeklagt??? Wo ist der Mann???

Jesus hört die Vorwürfe. Diese werden auch nicht bestritten! Für alle Beteiligten ist es Fakt!

Mit einem raffinierten Schachzug wird den Anklägern, die sich auch als Richter aufspielen, der Wind aus den Segeln genommen!

Nur mit einem einzigen und sehr markanten Satz verliert der Mob die Hand des Handels. Ich denke, dass viele oder gar alle schon den Stein für den Wurf auf die Frau in den Händen halten.

Jesus schaut auf und spricht zu der Meute: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie!“ (Joh 8, 7b)

Danach bückt er sich und skizzierte etwas auf den Boden in den Sand!

Der Mob ist zuerst ganz erstarrt und muss erkennen, dass jeder vor seiner Haustüre genug Dreck liegen haben. Ich weiß nicht, wie frustriert und ärgerlich sie ihre Steine wieder fallen gelassen haben.

Als der Platz leer gefegt wurde durch Jesus Worte, schenkt er seine ganze Aufmerksamkeit der Frau. Jesus richtet sie zuerst auf und schaut sie auf gleicher Augenhöhe an! Er blickt auf die Frau und sieht ihre verzweifelte und schuldhafte Lage. Da Jesus in die Herzen und Seelen der Menschen schauen kann, weiß er zu 100% wie es um sie steht. Er erkennt sofort ihre ganze Gemütslage! Was in ihr vorgeht!

Jetzt fühlt sie sich ertappt und schuldig! Aber was sieht Jesus noch in ihrem Herzen und ihrer Seele! Das wird uns nicht verraten!

Jesus kann und will sie auch nicht verurteilen, sondern schenkt ihr und ihren Herzen seine verzeihende Liebe! Mit dem Segen und Auftrag sendet er sie wieder zurück in ihre Welt. So dürfen auch wir immer wieder auf die vergebene Liebe Jesus in unseren Herzen und unserem Leben hoffen und sie uns von ihm schenken lassen, denn er kennt uns ganz genau!

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Wochenende!

Kim J. N. Sell, Diakon im past. Raum Bad Brückenau

 

 

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