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Diakon Christoph Glaser 2022Wort zum Sonntag, 13.03.2022

 

Christoph Glaser, Diakon im Pastoralen Raum Bad Kissingen

 

Gebete verändern die Welt nicht

Wir leben in unruhigen Zeiten: eine seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr dagewesene Krise hat unseren gesamten Planeten in Alarmzustand versetzt. Der russische Angriff auf die Ukraine lässt der Welt den Atem stocken. Zudem fällt er in eine Zeit, in der sich die Menschen durch viele weitere Krisennachrichten eh‘ schon extrem verunsichert und ohnmächtig fühlen: Coronapandemie, Klimakrise, Flüchtlingskrise, Kirchenkrise ...

Wenn so vieles um mich herum unsicher geworden ist und ich mich sogar bedroht oder gefährdet fühle, dann ist es ein sehr starker Halt, in etwas Größerem verankert zu sein. Das vermittelt mir der Glaube. Und durch das Beten kann ich das erfahren.

Mancher wird mir nun entgegenhalten, dass Gebete da ja doch nichts ändern. Mit diesen Worten fing auch schon der berühmte Arzt und Pfarrer Albert Schweitzer mal einen Satz an. Und Viele haben es so ähnlich erlebt: Da schiebt’ man mal alle seine Zweifel beiseite und bittet Gott in einer Art Stoßgebet um Hilfe, weil einem die Nachrichten so ängstigen oder es einen im Leben wirklich hart getroffen hat; öffnet das Herz, bringt das Vertrauen auf zu beten und dann geht die Bitte nicht in Erfüllung. Und wieder ist man bestätigt: Gebete verändern die Welt nicht.

„Gebete verändern die Welt nicht“, das ist aber nur der Anfang seines Satzes. Weiter sagte Albert Schweitzer: „Aber Gebete verändern die Menschen. Und die Menschen verändern die Welt.“
Beten, das ist nicht nur eine kurze, konkrete Bitte an den Allmächtigen. Beten ist eine Grundhaltung zum Leben. Wenn ich mir dafür Zeit nehme, dann bedenke ich in der Stille, dass ich nicht nur unter Menschen lebe, sondern auch in Gottes Gegenwart. Dann ist mein Gebet eine Art „Herzensgespräch mit Gott“. (Der Ausdruck wird der Mystikerin Theresa von Avila zugeschrieben)
Für so ein Herzensgespräch kann ich mir das Vater Unser hernehmen, oder andere bewährte Texte. Gott bitten oder danken kann ich einfach mit meinen Worten oder auch ganz ohne Worte, still im Schweigen. Beten ist keine besondere Kunst, keine Pflicht und auch keine Leistung, es ist einfach nur die Haltung, vertrauensvoll da zu sein – auch vor Gott.

Die Heilige Schrift erzählt uns an vielen Stellen, dass sich Jesus um Klarheit zu bekommen vor wichtigen Entscheidungen zum Beten zurückzieht. Auch seine Jünger nimmt er häufig mit zum Beten und er ermahnt sie, dass sie allezeit beten sollen.

Jesus weiß, vieles im Leben kann sich nur ändern, wenn es im Gebet in die große Beziehung zu Gott hineingenommen wird und dort erlöst und gewandelt wird.

Gleich zu Beginn des Evangeliums vom 2. Fastensonntag (Lk 9,28-36) heißt es, dass Jesus mit den Jüngern auf den Berg stieg, „um zu beten“, und dass er sich verwandelte „während er betete“.

Das Gebet ist also der Schlüssel für das Geschehen der Verwandlung (Ver-klärung), für Jesus wie für uns selbst. Im Gebet ist eine Kraft, die verwandelt. Beten heißt, Gott begegnen, und diese Begegnung verwandelt den Menschen.

Dies erleben auch die Jünger bei Jesus. „Sein Gesicht leuchtete“ heißt es. Warum? Weil er noch einmal bestätigt bekommt, wer er ist und bleiben wird: geliebter Sohn Gottes. Wer weiß, wer er ist, weiß auch, wohin er gehen muss bzw. was jetzt zu tun ist.

Das Gebet ist eine Macht, die verwandelt und neu macht. Darin liegt die Kraft, die wir brauchen, um angesichts der Bedrängnisse und Herausforderungen dieser Zeit nicht zu verzweifeln, sondern um voll Hoffnung unseren Weg weiterzugehen. Gerade die 40 Tage vor Ostern laden ein es auszuprobieren!

Christoph Glaser,
Diakon im Pastoralen Raum Bad Kissingen

 

 

 

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