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Wort zum Sonntag, 06.03.2022ev. Pfarrerin Adelheid Augustin

 

Adelheid Augustin,

Religionslehrerin Florentini-Schule Gemünden

und evang. Pfarrerin in Hammelburg

 

Friedefürst

„Es kann vor Nacht leicht anders werden, als es am frühen Morgen war….“, heißt es in einem Kirchenlied, das manchmal bei Trauerfeiern gesungen wird.

Ein Satz, der auch auf die Katastrophe in der Ukraine zutrifft. Niemand hat mit einem so aggressiven Krieg gerechnet. Niemand war wirklich darauf vorbereitet, manche sagen: fahrlässigerweise. Über Nacht ist alles anders geworden. Wir sind zutiefst verunsichert.

Was ist für uns als Christen in einer solchen Situation besonders wichtig?

1. Auch angesichts eines Unrechts, das zum Himmel schreit, müssen wir uns vor Hass hüten. Hass macht blind. Hass saugt die Liebe Gottes aus unseren Herzen.

2. In unserer Empörung dürfen wir nicht selbstgerecht werden. Dass ein Aggressor derart brutal ist, macht uns nicht zu Unschuldslämmern. Ich meine hier gar nicht so sehr politische Fragen, ob z.B. die Ukraine verschont geblieben wäre, wenn der Westen nicht ausschließlich auf Wirtschaftsmacht und Diplomatie gesetzt hätte, sondern auch mit mehr militärischer Schlagkraft hätte drohen können. Sondern ich meine eine grundlegend demütige Haltung des Herzens. Vor Gott sind wir Sünder. Wir machen Fehler. Wir müssen immer wieder umkehren und unser Leben neu ausrichten. Gerade zu Beginn dieser Passionszeit sei das gesagt.

3. Wir müssen bereit sein, Flüchtlingen aus der Ukraine tatkräftig zu helfen. Wir dürfen uns ihrer Not nicht verschließen. Wir müssen uns solidarisch zeigen mit dem leidenden ukrainischen Volk. Warum nicht auch an entsprechenden Mahnwachen teilnehmen?

4. Vor allen Dingen müssen wir beten. Wir bitten Gott um Frieden. Jesus wird auch Friedefürst genannt. Denn er bringt denen Frieden, die sich um ihn versammeln. Dies geschieht zuerst im Herzen, dann aber auch in den Beziehungen untereinander, sowie im eigenen Denken und Planen. Jesus hat uns gelehrt, dass Gott unser lieber Vater ist. Ihn dürfen und sollen wir um alles bitten, insbesondere um Vergebung unserer Fehler und unserer Schuld.

Wenn die Glocken um 11 Uhr zum Gebet läuten, ist das eine Einladung, für den Frieden zu beten. Das hat eine lange kirchliche Tradition bis zurück zu den Türkenkriegen im 15. Jahrhundert. 

In all den Sorgen, die uns zur Zeit niederdrücken, können wir den Blick bewusst auch auf Gott als den Herrn der Geschichte und unseres Lebens richten. Gustav Heinemann sagte es so:" Die Herren dieser Welt gehen. Unser Herr kommt."

Adelheid Augustin,
Religionslehrerin Florentini-Schule Gemünden und Pfarrerin in Hammelburg

 

 

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