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evg._Pfarrer_Lübke_Steffen_-_2022.jpgWort zum Sonntag, 06. 02.2022

 

Steffen Lübke, evang. Pfarrer für Krankenhaus- und Rehaseelsorge in Bad Kissingen

 

Lichter für Demokratie und Zusammenhalt

Die letzten Lichter der Weihnachtszeit sind abgeräumt. Am 2. Februar war Lichtmess. Da endet sie offiziell, die Weihnachtszeit. Aber wir versinken deshalb nicht in Trübsinn oder Finsternis, bis endlich Ende November wieder der Advent beginnt. Weihnachten ist jeden Tag. Wir feiern das Leben.

Manchmal tun wir es trotzig. Denn die Finsternis deckt beharrlich ihren grauen Mantel über uns. Das Leben und unsere Lebendigkeit werden ständig bedroht und in Frage gestellt. Wird an der Grenze zur Ukraine ein neuer Krieg im Herzen Europas ausbrechen? Wie viele Menschen werden noch in Folge der Pandemie sterben? Wie viele Menschen werden in diesem Jahr wieder im Mittelmeer ertrinken auf der Flucht zu einem sicheren Ort? Wie viele werden Opfer von Missbrauch und wie viele werden als Opfer von Missbrauch nicht wahr- und ernstgenommen? Wie viele lassen sich vom Hass hinreißen zu menschenverachtendem Verhalten?

Wir müssen der Finsternis das Leben schon abtrotzen. Sie ist hartnäckig. Das war sie schon immer. Das Licht hat es noch nie leicht gehabt mit ihr. Die Finsternis war ja laut dem ersten Schöpfungsbericht der Bibel auch zuerst da. Dort heißt es ganz am Anfang: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“

Seit diesem Augenblick, für die Wissenschaftler vielleicht der Augenblick des Urknalls, gibt es sie beide: Finsternis und Licht und die Spannung zwischen ihnen. Man könnte ihn nun beklagen, diesen ewigen Widerstreit. Man könnte sich müde, genervt oder resigniert abwenden. Man könnte es aber auch anders sehen: In dem Raum zwischen Finsternis und Licht entfaltet sich die Schöpfung, wird das Leben geboren. Nicht in der Finsternis, nicht im Licht, sondern genau dazwischen.

Deshalb zünden wir Lichter an und setzen dem grauen Mantel der Finsternis etwas entgegen. Damit erschaffen wir ihn neu, diesen Zwischenraum. In ihm, so hoffen wir, wächst unsere Zukunft.

Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer, der von den Nationalsozialisten inhaftiert und wenige Tage vor Kriegsende im KZ Flossenbürg hingerichtet wurde, betete in der Finsternis der Todeszellen mit seinen Mitgefangenen: „Gott, zu dir rufe ich in der Frühe des Tages. Hilf mir beten und meine Gedanken sammeln zu dir; ich kann es nicht allein. In mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht; ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht; ich bin kleinmütig, aber bei dir ist die Hilfe; ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede; in mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist die Geduld; ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den Weg für mich.“

Am Sonntag, den 6. Februar, treffen sich um 15.30 Uhr Menschen auf dem Marktplatz in Schweinfurt. Sie werden Lichter anzünden für die Demokratie. Sie tun es, um ihrer Hoffnung Ausdruck zu geben. Sie hoffen auf eine Freiheit, die ohne Gewalt auskommt. Sie hoffen auf eine Gemeinschaft, in der niemand Angst haben muss um sein Leben. Sie wollen ein Fest des Lebens feiern. Ich werde dabei sein. Kommen Sie mit?

Steffen Lübke, Pfarrer für Krankenhaus- und Rehaseelsorge in Bad Kissingen

 

 

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