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Hausgottesdienst
2. Fastensonntag (B),
25.02.2022

Lied: Morgenstern der finstern Nacht (GL 472, 1-3)

Einleitung

Die Eucharistiefeier, zu der wir uns jeden Sonntag versammeln, ist "Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens" (Lumen Gentium 11). In ihr vergegenwärtigen wir den Tod und die Auferstehung Jesu und schöpfen daraus Kraft für unsere eigene Hingabe an Gott und die Mitmenschen. In der Fastenzeit versuchen wir tiefer zu verstehen, was damals geschehen ist und was Jesu Tod und Auferstehung für uns und für die ganze Menschheit bedeuten. Am 2. Fastensonntag nimmt uns Jesus mit auf den Berg der Verklärung. Dort zeigt er sich in seiner göttlichen Herrlichkeit und öffnet unsere Augen für die größere Wirklichkeit Gottes.
Am Beginn dieser Feier treten wir vor Ihn, der als Auferstandener in unserer Mitte gegenwärtig ist, hin und huldigen wir ihm als unserem Heiland und Erlöser.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, dein göttlicher Glanz erhellt uns Leben. Herr, erbarme dich.

Du bist Gottes geliebter Sohn, auf den wir hören sollen. Christus, erbarme dich.

Du bist durch den Tod hindurch gegangen und von den Toten auferstanden. Herr, erbarme dich.

Gebet

Barmherziger Gott, wir suchen dich. Du gibst unserem Leben Orientierung und Ziel. Stärke unseren Glauben, damit wir auf deinen Sohn hören und mit ihm verherrlicht werden. Durch ihn, Christus, unseren Herrn. Amen.

Evangelium (Mk 9,2-10)

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein. Und er wurde vor ihnen verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann. Da erschien ihnen Elíja und mit ihm Mose und sie redeten mit Jesus. Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja. Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen. Da kam eine Wolke und überschattete sie und es erscholl eine Stimme aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören. Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemanden mehr bei sich außer Jesus. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot er ihnen, niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. Dieses Wort beschäftigte sie und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.

Gedanken zum Evangelium
Nur mit Mühe zu ertragen ist der theologische Gedanke, dass Gott seinen Sohn opfert, um die Menschheit zu erlösen. Paulus schreibt im Römerbrief: "Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben." Wer opfert da wem? Wem wurde Jesus geopfert? - Gott? Was wäre das für ein Gott! Wie könnte ein solcher Gott zum Inbegriff der Liebe werden!
So schwer religiöse Opferkulte für uns heute zu verstehen sind, so selbstverständlich reden wir von Opfern in vielen anderen Zusammenhängen. Opfer gibt es nicht nur in Krimis, sondern auch in der kleinen und großen kriminellen Wirklichkeit. Vaterländer opfern auch heute ihre Söhne und Töchter für politische oder wirtschaftliche Vorteile. Wir nehmen in Kauf, dass unser Verkehrs- und Mobilitätsbedürfnis täglich Opfer fordert. Wir nehmen alle möglichen Opfer auf uns, um ehrgeizige persönliche Ziele zu erreichen. Schockiert sind wir höchstens, wenn Naturgewalten oder Kriege Opfer fordern.
(…) Für die Christen der ersten Jahrhunderte war der damals selbstverständliche Opferkult eine Hilfe zu verstehen, was mit und um Jesus passiert ist. Jesus wurde offensichtlich Opfer der politischen und religiösen Machtverhältnisse seiner Zeit. Seine Kreuzigung war für sie ein Schock und sein freimütiges darauf Zugehen war ihnen unverständlich. Wie passt das in ihr von Jesus geprägtes Welt- und Gottesbild? In ihrer Erklärungsnot sind ihnen Texte wie die Gottesknechtslieder des Propheten Jesaja und die Opfertheologie des jüdischen Tempelkultes zu Hilfe gekommen.
Wenn ich versuche, die damaligen Ereignisse aus diesem Blickwinkel anzusehen, erscheinen mir die Erklärungen des Paulus oder des Hebräerbriefes auch heute noch stimmig. Ich bewundere Jesu Hingabe an seine Sendung, einen vorbehaltlos liebenden Gott zu verkünden. "Dies ist mein Leib (hingegeben) für euch" rufen wir uns in jeder Eucharistiefeier in Erinnerung. Jesus weicht dem Tod nicht aus, weil er seinem Gott vertraute und sein persönliches Schicksal in einem größeren Zusammenhang sah. Dies kommt auch in der Erzählung von seiner Verklärung zum Ausdruck. Sein wirkliches Ende ist sein Eintauchen in die Herrlichkeit Gottes, sein Weg führt ihn jedoch durch Leid und Tod hindurch. Die Jünger, die ihn begleiteten, verstanden das noch nicht.
Offen bleibt bei all dem aber noch die Rolle Gottes. Hat er das so beabsichtigt? Hat er das so gewollt, wie wir Menschen etwas wollen? Oder ist ihm dabei eine Panne passiert?
Es holt uns die unlösbare Frage ein: Warum lässt Gott das alles zu? Diese Frage stellt sich uns auf Schritt und Tritt auch in der Gegenwart. Warum lässt Gott die Gräuel, die Menschen vollbringen, zu? Schaut er unbarmherzig weg? Auf diese Fragen finde ich keine Antwort. Der Theologe Ottmar Fuchs schreibt in einem seiner Bücher, diese Fragen werden wir Gott stellen, wenn er zum Gericht kommt.
Manche Texte würden wir in der Bibel am liebsten überlesen oder zumindest aus dem liturgischen Gebrauch streichen, weil sie so schwer zu verstehen sind. Über manche Begriffe stolpern wir oft auch in der Liturgie. Das Wort Opfer kommt in der liturgischen Sprache so oft vor, dass es Gefahr läuft zu einer leeren Floskel zu werden. Manches Mal – aber nicht immer – lässt es sich ganz stimmig durch das Wort Hingabe ersetzen. Durch einen behutsamen Umgang mit dem Wort und mit dem, was es bezeichnet, können wir es mit dem füllen, was uns kostbar ist.
Das Reden von Opfern ist und bleibt aber anstößig in einem doppelten Sinn. Einerseits stoßen wir uns daran, andererseits erhalten wir Anstöße, über unverzichtbare Zusammenhänge, die weh tun und unter die Haut gehen, nachzudenken. Ostern, Tod und Auferstehung Jesu, können wir nicht verstehen, wenn wir uns nicht mit der existenziellen Bedeutung dieser Ereignisse auseinandersetzen. Vielleicht sind wir versucht, diesen Themen auszuweichen, weil sie uns letztlich vor die Frage stellen: Wie sieht es mit Deiner Hingabe für andere Menschen und für Gott aus? Für wen und wofür lebst Du?

(Hans Hütter)

Lied: Herr, gib uns Mut zum Hören (GL 448, 1-2)

Fürbitten

Gott und Vater im Himmel, dein Sohn hat den Tod nicht gescheut, um uns zu zeigen, dass du stärker bist als der Tod. Deshalb bitten wir dich:

Für die Opfer der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten. Mache sie zu Wegbereitern dauerhaften Friedens.

Für die Opfer der Naturkatstrophen und der Unfälle im Flug- und Straßenverkehr. Schenke ihnen ewiges Leben bei dir.

Für die Opfer der Einsatzkräfte aller Hilfsorganisationen. Lass ihr Engagement nicht vergeblich sein.

Für alle Menschen, die Kranke pflegen und für Notleidende sorgen. Lass ihren Einsatz Früchte tragen.

Für alle, die sich in der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen abmühen. Schenke ihnen Erfüllung in ihrem Beruf.

Für alle haupt- und ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger. Erfülle sie mit deinem Heiligen Geist.

Du, Herr, hast dich immer neu als der treue Gott erwiesen. Auf deine Hilfe verlassen wir uns. – Amen.

Einleitung zum Vaterunser

Gott lässt uns auch in schweren Stunden nicht allein. Doch jedes Opfer stellt auch ihn in Frage. Genau in solchen Momenten dürfen wir beten:
Vater unser im Himmel …

Schlussgebet

Herr, du hast uns in deinen Worten die Herrlichkeit deines Sohnes gezeigt. Wir danken dir, dass du uns schon auf Erden teilnehmen lässt
an dem, was droben ist. Durch Christus, unseren Herrn.

Lied: Gott wohnt in einem Lichte (GL 429, 1-2)

 

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