logo st benedikt

Direkter Download von dieser Webseite :

Download

Hausgottesdienst
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
11.02.2024

Lied: Solang es Menschen gibt auf Erden (GL 425, 1+2)

Einleitung

Jesus hatte keine Berührungsängst mit Personen, die zu seiner Zeit von vielen gemieden wurden. Ihm waren alle willkommen, Kleine und Große, Kranke und Gesunde. Jeder darf zu ihm kommen und heute mit uns feiern.
Diesen Gottesdienst stellen wir bewusst in die Gegenwart Gottes.

Kyrie-Ruf

Herr Jesus Christus, Du hast dich vom Leid des Aussätzigen berühren lassen.
Herr, erbarme dich.

Du hast ihm nicht nur seine Gesundheit, sondern auch seine Würde zurückgegeben.
Christus erbarme dich.

Du siehst auch unsere Not und hast Erbarmen mit uns.
Herr erbarme dich.

Gebet

Großer Gott, dein Sohn ist gekommen, um die Mauern in der Gesellschaft zu überwinden, die uns Menschen oft voneinander trennen. Lass auch uns durch Worte und Taten Leben und Gemeinschaft stiften. Durch Christus, unseren Herrn.

Evangelium (Mk 1,40-45)

In jener Zeit kam ein Aussätziger kam zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du mich rein machen. Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will - werde rein! Sogleich verschwand der Aussatz und der Mann war rein. Jesus schickte ihn weg, wies ihn streng an und sagte zu ihm: Sieh, dass du niemandem etwas sagst, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring für deine Reinigung dar, was Mose festgesetzt hat - ihnen zum Zeugnis. Der Mann aber ging weg und verkündete bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die Geschichte, sodass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überall her zu ihm.

Gedanken zum Evangelium

Meine Schulzeit als Gymnasiast erlebte ich in einem Internat der österreichischen Redemptoristen; eine Zeit, an die ich mich gerne erinnere. Den Fasching feierten wir alljährlich nicht nur in unserem Haus. Am Donnerstag vor dem Faschingssonntag gingen wir alle zusammen in das Nachbardorf und gestalteten dort im Alten- und Pflegeheim ein Programm für die alten, schwerbehinderten und auf Pflege angewiesenen Frauen und Männer. Wir musizierten, sangen im Chor und spielten zur Freude der Heimbewohner Theater. Das war immer auch für uns selbst ein besonderes Erlebnis.
Kranke und Pflegebedürftige haben meist nicht viel zu lachen. Allerdings stellte ein todkranker Freund, den ich die letzten Monate seines Lebens begleiten durfte, die These auf: Solange du über deine Krankheit nicht auch Witze erzählen kannst, hast du sie noch nicht akzeptiert. Jede Krankheit ist ein sehr persönlicher Prozess und ich bewundere jede und jeden, der seine Krankheit und sein Schicksal annehmen kann.
Es ist noch nicht lange her, dass wir alle, die ganze Gesellschaft, unter der Covid-19-Pandemie zu leiden hatten; ganz gleich, ob wir uns selbst mit dem Virus angesteckt haben, ob wir um Angehörige oder Freunde gebangt haben, oder ob wir gar liebe Menschen durch die Pandemie verloren haben. Wir mussten, ob wir wollten oder nicht, Quarantäne-Maßnahmen akzeptieren, haben erlebt, wie der unterschiedliche Umgang damit die Gesellschaft gespalten hat, Freundschaften entzweit hat und wie vor allem Kinder und alte Menschen durch die Zwangsmaßnahmen zu Schaden gekommen sind.
"ICH WILL…
Die Evangelienstelle, die uns heute vorgetragen worden ist, passt gar nicht zum Faschingssonntag. Nun gut, Fasching ist kein kirchliches Fest. Am 11. Februar gedenkt die Kirche weltweit der Kranken. Der Termin wurde von Papst Johannes Paul II. mit dem Gedenktag "Unserer lieben Frau von Lourdes" verbunden.
Seit der Pandemie hören wir die Erzählung vom Aussätzigen, der Jesus um Heilung bat, vermutlich mit anderen Ohren. Wir können uns mehr als davor in die Not von an Aussatz Erkrankten hineinversetzen. Sie mussten sich meist bis an ihr Lebensende in Quarantäne fernab von Dörfern und Städten begeben und waren als "unrein" abgestempelt.
Was will uns der Evangelist mit dieser berührenden Erzählung sagen? - Im Mittelpunkt steht für mich das Wort Jesu: "Ich will – werde rein!" Er will die Gesundung dieses Menschen. Er will, dass alle Menschen heil, gesund und in die Gesellschaft integriert leben können.
Dieses Jesuswort ist eine ausdrückliche Absage an alle Bestrafungsphantasien, die im Zusammenhang mit ansteckenden Krankheiten oder Unfällen immer wieder aufflammen. Krankheiten können jeden treffen, manche Krankheiten sind angeboren oder ererbt. In manchen Fällen kann man vielleicht sagen "selbst schuld; hätte er oder sie besser aufgepasst oder gesünder gelebt…". Dies gilt längst nicht für alle Kranken. Wenn sich Gesunde über Kranke erheben, ist dies immer großes Unrecht!
… WERDE REIN!"
Zugleich wissen wir aber auch – und wussten auch schon die Menschen zur Zeit Jesu – wie wichtig Hygienemaßnahmen zum Selbstschutz und zum Schutz der Mitmenschen sind, bis hin zu Quarantäneanordnungen. Hier lohnt es sich jedoch, genauer hinzuschauen. In archaisch geprägten Gesellschaften werden diese notwendigen Maßnahmen schnell mit archaischen Vorstellungen von »Reinheit« in Verbindung gebracht. Meist werden diese auch noch religiös verbrämt und kultisch überhöht. Die Reinheitsgesetze des Alten Testamentes sind dafür ein gutes Beispiel. Die Überhöhung verstärkt zwar ihre Wirkung auf die Menschen, hat aber gefährliche Nebenwirkungen. Wenn etwa die "Reinheit des Volkes" gefordert wurde oder Frauen wegen ihrer Monatsblutung oder nach einer Entbindung für unrein erklärt und vom religiösen Leben ausgeschlossen wurden. Es lohnt sich, auf dem Boden der Medizin zu bleiben. Niemand ist gänzlich "rein" von Bazillen und Viren. Als gesund gilt, wer genügend Kraft hat, mit ihnen in Balance zu leben und klug umzugehen. Hygiene und Sauberkeit sind Gebote der Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe und nicht der kultischen Reinheit.
"… UND BERÜHRTE IHN"
Noch ein Drittes: Jesus berührte den Aussätzigen, ein höchst riskantes Verhalten. Dies war wohl mit ein Grund, warum er sich anschließend nirgends mehr sehen lassen konnte. Berührungen können für manche Menschen gefährlich sein. Berührungen können übergriffig sein. Jeder Mensch hat das Recht, Berührungen zu verweigern. Andererseits braucht jeder Mensch Berührung. Viele hungern danach berührt zu werden. Hier stehen wir vor der großen Herausforderung, das rechte Maß und die rechte Form zu finden. In der Zeit der Pandemie haben wir gelernt, dass wir auch mit den Augen berühren und den Friedensgruß anders gestalten können. Man muss sich nicht immer die Hände schütteln. Doch auch Blicke müssen diskret, behutsam und respektvoll sein. Auch Worte können berühren. Sie können aber auch verletzen.
Der Welttag der Kranken lädt uns ein, einen heilsamen Umgang mit Kranken und Leidenden zu erlernen und einzuüben. Das Beispiel Jesu kann uns dabei heute noch wegweisend sein.
Es kommt nicht darauf an, dass wir jetzt im Fasching Kranke zum Lachen bringen. Viel wichtiger ist, dass diese sich freuen können, sich nicht abgeschoben oder vom Leben ausgeschlossen fühlen, sondern einen Platz inmitten unserer Gesellschaft haben.

(Hans Hütter)

Lied: Her, deine Güt ist unbegrenzt (GL 427, 1)

Fürbitten

Barmherziger Gott, du hast uns in deine Nähe gerufen, uns berührt und zu deinen Töchtern und Söhnen gemacht. Wir tragen dir unsere Bitten vor:

Wir bitten dich für alle, die an Krankheiten leiden, durch die sie ins soziale Abseits geraten sind. Heile sie und lass sie Anschluss an eine Gemeinschaft finden.

Wir bitten dich für alle, die sich an den Rand unserer Gesellschaft geschoben fühlen. Lass sie einen Platz finden, wo sie ihre Fähigkeiten und Begabungen entfalten können.

Wir bitten dich für alle, die sich durch ihr Fehlverhalten aus der Gesellschaft ausgeschlossen haben. Lass sie ihre Fehler einsehen, sie bereuen und einen Weg zurück in die Gesellschaft finden.

Wir bitten dich für alle, die Anschluss an unsere Gesellschaft suchen; für die Fremden, für die Obdachlosen und alle sozial Schwachen. Lass sie Verständnis und Hilfe finden.

Wir bitten dich für alle, die noch unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden. Gib ihnen Kraft für ihren Weg durch das geprägte Leben und schenke ihnen Menschen, die an ihrer Seite stehen.

Wir bitten dich für alle jungen Menschen, die um ihre Identität ringen und noch nicht wissen, wo sie dazugehören wollen. Begleite sie in ihrem Suchen.

Du, Herr, bietest uns deine Gemeinschaft an und öffnest unsere Herzen füreinander. Lass uns deiner Nähe würdig sein. - Amen.

Einleitung zum Vaterunser

Jesus Christus schenke uns den Mut, auf andere zu statt ihnen aus dem Weg zu gehen. Schenke uns Gemeinschaft durch das Gebet, das du uns gelehrt hast:
Vater unser im Himmel …

Schlussgebet

Gütiger Gott, dein Wort stärkt uns auf dem Weg zu dir und zu einander. Öffne unsere Augen und mach unsere Herzen weit, dass wir die Not unserer Nächsten sehen können. Mach uns hellhörig und sensibel, wenn Menschen ausgestoßen und verachtet werden. Lass uns handeln nach dem Gebot der Liebe, dass dein Reich schon inmitten dieser Welt anbricht. So bitten wir durch Christus unseren Herrn. Amen.

Lied: Gott liebt diese Welt, und wir sind sein Eigen (GL 464, 1-3)

­