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Hausgottesdienst -
2. Sonntag im Jahreskreis (B),
14.01.2024

Lied: Herr, gib uns Mut zum Hören (GL 448, 1+4)

Einleitung

Kommt und seht! Die Einladung Jesu, in sein Haus zu kommen, ist deutlich. Aber es ist wie bei jeder Feier, zu der wir gehen wollen: Wie reagieren wir? Worauf wollen wir uns freuen? Was befürchten wir?

Kyrie-Ruf

Herr Jesus Christus, du siehst uns an und hörst uns zu. Herr, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, du rufst uns in deine Nähe. Christus, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, zu dir dürfen wir kommen, wie wir sind. Herr, erbarme dich.

Gebet

Guter Gott dein Sohn ruft uns zu: Kommt her und seht. So wollen wir bei dir sein, auf dein Wort hören und in der Gemeinschaft der Gläubigen deine Nähe erfahren. Wir dürfen bei dir einkehren und sein, wie wir sind - mit unseren Nöten, Sorgen und Fehlern. Dafür danken wir dir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

Evangelium (Joh 1,35-42)

In jener Zeit stand Johannes wieder am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, sagte er zu ihnen: Was sucht ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister - , wo wohnst du? Er sagte zu ihnen: Kommt und seht! Da kamen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden - das heißt übersetzt: Christus.- der Gesalbte. Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen, das bedeutet: Petrus, Fels.

Gedanken zum Evangelium

Ich erinnere mich an meine ersten Bewerbungen in früheren Zeiten. Damals kam es drauf an, dass das Bewerbungsdossier zum einen layout-technisch herausstechend daherkam, und auch dass die Unterlagen mehr als vollständig waren und die Referenzen zahlreich. Leute im Personalwesen mussten sich Zeit nehmen, all das zu studieren, um dann die richtigen Entscheidungen zu treffen.
All das ist vorbei. Wer heute seine Bewerbung irgendwo einreicht, gibt oft nicht mehr als ein Anschreiben und einen Lebenslauf ab. Das Anschreiben soll einen ersten Eindruck vermitteln, der Lebenslauf will zeigen, ob die Person sich so entwickelt hat, dass sie auf die ausgeschriebene Stelle passen könnte. Mit denjenigen, die dann zu passen scheinen, geht es zum entscheidenden nächsten Schritt: zum persönlichen Gespräch.
Aus Momenten, in denen ich selbst solche Einstellungsgespräche geleitet habe, weiß ich: Ich sammle meine Eindrücke vor allem in der Begegnung und dann vom ersten Handschlag an. Und nicht selten ist es vorgekommen, dass sich die guten Eindrücke, die die Bewerbungsunterlagen geliefert haben, in der persönlichen Begegnung in Luft aufgelöst haben. Auch im Zeitalter von Videocalls, Online-Meetings und elektronischen Personaldossiers lässt sich nicht leugnen: Nichts geht über die Begegnung von Angesicht zu Angesicht.
Das weiß auch der Gottessohn. Wir hörten soeben im Evangelium: Am Jordan sammelt Jesus die ersten Gefährten für seine Mission. Und das auf eine einfache Weise. Er sieht sie an und hört sie. Mehr braucht es nicht. Aber das ist viel. Am Anfang von Jesu Wanderung steht also ein Kontakt, der für den Betroffenen zutiefst einschneidend und lebensverändernd ist.
Das Fundament, die Basis unserer Kirche also ist: Beziehung. Jesus macht gleich von Anfang an deutlich: Kirche lebt und Glaube wächst nur, wo man einander auf Augenhöhe trifft und zuhört.
Aber das ist noch nicht alles. Die zwei Jünger, die in Jesu Bann geraten, gehen noch einen Schritt weiter. "Wo wohnst du?", fragen sie ihn. Und Jesu Antwort: "Kommt und seht!" Er lädt sie ein in das Haus, wo er gerade wohnt, und das heißt nach orientalischem Gastrecht: Er lässt sie ein in den Schutzraum seiner Privatsphäre. Er zeigt sich ihnen, wie er ist, und macht damit einmal mehr deutlich: Evangelium leben und verkünden braucht mindestens Beziehungen, am besten aber Gemeinschaften. Jesu Präsenz und sein Gemeinschaftsleben ziehen sich schließlich wie ein roter Faden durch das Wirken des Gottessohnes. Auch nach seinem Tod und seiner Auferstehung erscheint er den Jüngerinnen und Jüngern und baut so mit ihnen an der Gemeinschaft der Kirche.
(...)
Die Perikope endet in einem besonderen Moment. Da ist zu hören wie Andreas, einer der ersten, denen Jesus begegnet, ihn mit seinem Bruder Simon bekannt macht. Dieser Bruder kommt zuletzt in die Szene, endet aber mit der wichtigsten Rolle im zukünftigen Apostelkreis. Jesus nennt ihn Petrus, den Fels, und er wird die Rolle des Apostelersten übernehmen.
Die Begegnung der ersten Apostel mit Jesus ist nicht ein oberflächliches Zusammentreffen - es ist im religiösen Sinne sinnstiftend. Gerade die Berufung des Petrus sagt uns: Wann immer Gott jemanden in seine Kirche ruft, hält er für einen solchen Menschen einen - seinen - Platz bereit. Damals wie heute. Wer immer heute zum Christsein berufen ist, für den hält Gott einen Platz bereit, für den wir als Getaufte unsere Verantwortung tragen, den uns aber auch niemand absprechen kann. Keiner kann einem oder einer anderen Getauften sagen: Du gehörst nicht hier hin.
Damit kann unsere Glaubensgemeinschaft durchaus mal zu einer Herausforderung werden, aber das ist so - und das war auch immer so: Die Evangelien beschreiben ja auch einige Reibereien unter den Aposteln.
"Kommt und seht!" - so wie Jesus die Jünger in seine Nähe gerufen hat, ergeht die Einladung in die Nähe des Gottessohnes an uns auch heute. Wir hörten: Sie sind in sein Haus gegangen. Und die Familienfeiern der vergangenen Weihnachtstage haben mancherorts mal wieder gezeigt, wie schwer das manchmal auszuhalten ist. So manche traute Familienrunde ist in immerwährenden Konflikten untergegangen. Wenn wir uns miteinander in der Nähe Jesu bewegen, dann geht's da genauso zu und her: Es scheppert und kracht durchaus mal gehörig. Und die Konfliktthemen in der Kirche sind ja zahlreich genug. Über allem Rauch und Knall, über allen Konflikten und Verletzungen, die man sich in der Kirche antut, steht aber diese Einladung Jesu: "Kommt und seht!" Antworten wir wie die Jünger: "Da kamen sie mit und sahen, wo er wohnte."

(Martin Stewen)

Lied: Herr, du bist mein Leben (GL 456, 1-2)

Fürbitten

Guter Gott, du lädst uns ein in deine Nähe - so wie wir sind: mit Fehlern, Schwächen, Ängsten und Nöten. All das legen wir dir in die Hände und bitten dich:

Wir beten für alle, deren Leben schon wenige Tage nach Beginn des neuen Jahres in wirtschaftliches, persönliches oder soziales Chaos abgleitet. Ruf ihnen zu: Kommt her und seht!

Wir beten für alle, die meinen, mit Krieg und Unterdrückung eine neue Ordnung herstellen zu können, und sich ihres Scheiterns nicht bewusst werden. Ruf ihnen zu: Kommt her und seht!

Wir beten für alle, die glauben, wenn Kirche und Welt sich verändern, ging ihnen im Durcheinander kommender Zeiten der Boden unter den Füssen verloren. Ruf ihnen zu: Kommt her und seht!

Wir beten für alle, die sich in unserer Zeit für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einsetzen und jetzt mit Resignation und Mutlosigkeit kämpfen. Ruf ihnen zu: Kommt her und seht!

Wir beten für alle, deren Leben vergangen ist, die Irdisches hinter sich gelassen und nun Einzug gehalten haben in dein ewiges Reich. Ruf ihnen zu: Ihr seid angekommen, lasst euch nieder.

Lass uns erfahren, wie du bist: ein Gott, der sich unserer Nöte annimmt, der mitgeht und aushält. Dafür danken wir dir durch Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

Einleitung zum Vaterunser

Jesus, du rufst uns zu dir zu kommen. In Gemeinschaft mit dir und der ganzen Kirche beten wir zum himmlischen Vater:
Vater unser im Himmel …

Schlussgebet

Allmächtiger Gott, wir haben Mahl gehalten und dein Wort gehört. Wenn wir nun gehen, um in unserem Leben zu tun, wozu du uns rufst und was du uns zutraust, begleite uns mit deinem Segen. Das erbitten wir durch Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

Lied: Selig seid ihr, wenn ihr einfach lebt (GL 458, 1-4)

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