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Hausgottesdienst -
32. Sonntag im Jahreskreis (C),
06.11.2022

 

Lied: Jesus lebt, mit ihm auch ich! (GL 336,1-2)

Einleitung

Am Gedenktag Allerseelen haben wir unserer Verstorbenen gedacht und für sie gebetet. An der Frage, was erwartet uns nach dem Tod, scheiden sich oft die Geister. Dabei geht es nicht nur um unsere Verstorbenen. Die Frage betrifft auch unsere eigene Zukunft. In der Taufe sind wir Töchter und Söhne Gottes geworden. Es wurde uns zugesagt, dass wir "ewiges Leben" haben. Das irdische Leben ist ein Geschenk des Schöpfers. Von ihm erwarten wir auch das Leben, das über das irdische Leben hinausgeht. Vor ihn treten wir hin und ihn bitten wir um Zuwendung und Erbarmen.

Kyrie-Ruf

Herr, Jesus Christus, du bist von den Toten auferstanden und sitzest zur Rechten des Vaters.
Herr, erbarme dich.

Du wirst wiederkommen und uns in die himmlischen Wohnungen heimholen.
Christus, erbarme dich unser.

Du vollendest, was an unserem Leben noch unvollkommen ist.
Herr, erbarme dich unser.

Gebet

Guter Gott, wir sind hier zusammengekommen, um Tod und Auferstehung Jesu, deines Sohnes zu feiern. Wir bitten dich, lass uns mit ihm so verbunden sein, dass wir Anteil am neuen Leben erhalten, das du allen schenkst, die durch die Taufe deine Töchter und Söhne geworden sind. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

Evangelium (Lk 20,27-38)

In jener Zeit kamen einige von den Sadduzäern, die bestreiten, dass es eine Auferstehung gibt, zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau nehmen und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Nun lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos. Da nahm sie der zweite, danach der dritte und ebenso die anderen bis zum siebten; sie alle hinterließen keine Kinder, als sie starben. Schließlich starb auch die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. Da sagte Jesus zu ihnen: Die Kinder dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten. Die aber, die gewürdigt werden, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, heiraten nicht, noch lassen sie sich heiraten. Denn sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und als Kinder der Auferstehung zu Kindern Gottes geworden sind. Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn leben sie alle.

Gedanken zum Evangelium

Unzählige Witze malen aus, was passiert, wenn Menschen in den Himmel kommen. Meist begegnen sie dem Petrus, er verfügt ja über die Schlüsselgewalt. Die Pointe des Witzes liegt dann meist darin, dass etwas geschieht, womit der Zuhörer nicht gerechnet hat. Diese Witze bieten die Gelegenheit, der Phantasie freien Lauf zu lassen und in Gedanken auszuprobieren, was wir uns eigentlich nicht vorstellen können. Sie sind auch ein Ventil im Umgang mit dem Unglaublichen, das sich religiöse Menschen nach dem Tod erwarten. Witze führen in heiterer Weise unser menschliches und oft allzu menschliches Denken ad absurdum.

Absurd ist auch das Beispiel, das im heutigen Evangelium die Sadduzäer, das waren gelehrte Tempelpriester, konstruierten. Mit diesem Beispiel wollten sie den Glauben an eine Auferstehung ad absurdum führen. Der Glaube an eine Auferstehung ist im Judentum erst verhältnismäßig spät aufgekommen. Doch im Christentum war es nicht anders vorstellbar, da ja zum Kern des christlichen Glaubens gehörte, dass Jesus von den Toten auferstanden ist.

Jesus argumentiert den Sadduzäern gegenüber sehr allgemein theologisch: Gott sei ein Gott der Lebenden und nicht ein Gott der Toten. Damit ist aber die Frage, wie es mit einem Menschen nach seinem Tod weitergeht, noch nicht beantwortet. Alle unsere Phantasien sind schöne Träume, die mit Leichtigkeit weggewischt werden können.

Warum ich dennoch an eine Auferstehung glaube, ist für meine eine Frage des Glaubens und nicht der Vorstellungskraft. Für mich ist Gott nicht nur ein Gott der Lebenden, sondern der Gott des Lebens schlechthin. Aus Liebe hat er die Welt geschaffen, aus Liebe hat er gewollt, dass es mich gibt. Das glaube ich trotz aller Zufälligkeiten, die beim Werden der Welt und bei meinem eigenen Werden scheinbar im Spiel waren. Die Erfahrung persönlicher Liebe gehört für mich zum Intensivsten, das ich als Mensch erleben kann: dass mich jemand als Mensch, wie ich bin, "mit Haut und Haaren", mit all meinen Unvollkommenheiten persönlich liebt. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass eine vollkommene Liebe, wie sie die christliche Überlieferung Gott zuschreibt, ein Ende hat.
Gott hat seinen Sohn nicht tot sein lassen, weil er ihn liebt, erzählen uns die Evangelien von Tod und Auferstehung Jesu. Jesus hat uns in sein inniges Verhältnis zu Gott hineingenommen. "Allen, die ihn aufnahmen, gab er die Macht, Kinder Gottes zu werden." (Joh 1,12) Als Kinder Gottes wird Gott uns nicht im Tod enden lassen. Über das Wie des Ewigen Lebens kann ich bestenfalls spekulieren. Damit bin ich aber sehr zurückhaltend, weil ich mich nicht lächerlich machen möchte, wie die Sadduzäer im heutigen Evangelium. Dem Schöpfer der Wirklichkeit, in der wir leben und die mich täglich neu staunen lässt, traue ich zu, dass er jenes unvorstellbare Leben schafften kann, von dem Paulus sagt: "Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört, was Gott denen bereitet, die ihn lieben." (1 Kor 2,9).

Bei aller Unvorstellbarkeit habe ich aber "Eckpunkte", ohne die es meines Erachtens nicht geht. Ich erlebe meinen Leib, so unvollkommen er ist, als großartiges Geschenk. Ein Leben ohne Leib, ohne Emotionen, ein rein "geistiges" Leben wäre ein Weniger, als ich in dieser Welt kennengelernt habe. Ähnlich erlebe ich mein Person-Sein. Ein unpersönliches Weiterleben wäre ein Zurück hinter das, was ich jetzt bin. Auch wenn ein solcher Glaube viele neue Fragen aufwirft, ist er für mich eine kostbare Verheißung, ohne die ich nicht leben möchte.

(Hans Hütter) 

Lied: Solang es Menschen gibt auf Erden (GL 425,1-3)

Fürbitten

Guter Gott, du schenkst Leben und erhältst Leben. In unserer Sehnsucht nach Lebensfreude tragen wir dir unsere Bitten vor. 

Für alle Menschen in Ländern, in denen Krieg herrscht. Lass alle, die den Mächten des Todes ausgesetzt sind, die Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben in Frieden nicht verlieren. 

Für alle Menschen, die über Leichen gehen, um ihre politischen, wirtschaftlichen und privaten Ziele zu erreichen. Zeige ihnen, dass du ein Gott des Lebens bist, und ergreife Partei für die Schwachen.

Für alle Menschen, die nicht an ein ewiges Leben glauben können, weil sie in ihrem Leben zu wenig Sinn und Liebe erfahren haben. Lass sie glaubwürdigen Zeugen deiner Liebe und des ewigen Lebens begegnen.

Für alle Menschen, die in den Tag hineinleben und sich über die Frage nach dem Sinn ihres Lebens und über ihre Zukunft keine Gedanken machen. Lass sie für deine Botschaft der Liebe und des Lebens in Fülle hellhörig werden.

Für alle Verstorbenen. Lass sie erfahren, dass du ein Gott des Lebens bist, der nicht am Ende ist, wo wir an Grenzen stoßen, und schenke ihnen unvergängliches Leben.

Gott, wir danken dir für das Leben, das du uns geschenkt hast, für Sinnerfahrung und Lebensfreude. Dafür loben und preisen wir dich. Amen.

Einleitung zum Vaterunser

Stimmen wir ein in das Gebet, das Jesus, der Auferstandene, uns gelehrt hat: Vater unser im Himmel …

Schlussgebet

Guter Gott, deine Worte schenken uns die Hoffnung auf ein Leben, das den Tod überwindet. Wir bitten dich, lass uns unserer Berufung gemäß leben und mache uns zu lebendigen und glaubwürdigen Zeugen der Auferstehung deines Sohnes. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

Lied: Nun saget Dank und lobt den Herren (GL 385,1-2)

 

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