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Hausgottesdienst -
30. Sonntag im Jahreskreis (C),
23.10.2022

 

Lied: Erhör, o Gott, mein Flehen (GL 439,1-2)

Einleitung

Wir beten. Weil wir es so gelernt haben. Weil man das als Christin oder Christ so tut. Weil wir etwas auf dem Herzen haben. Weil wir Gott in unser Leben einbeziehen. Wir beten. Einfach so. Mit offenen Armen. Geschlossenen Händen. Blick gesenkt oder zu Gott erhoben.

Kyrie-Ruf

Gott und Herr, du allein bist gerecht und machst gerecht. Herr, erbarme dich.

Du kennst unser Herz und prüfst es. Christus, erbarme dich.

Du erhöhst, die sich selbst erniedrigen. Herr, erbarme dich. 

Gebet

Gott, du bist reich an Erbarmen. Nimm uns an, schenke uns den Mut zur Selbsterkenntnis

und gib uns die Kraft zum Neubeginn. Durch Christus, unseren Herrn. Amen. 

Evangelium (Lk 18,9-14)

In jener Zeit erzählte Jesus einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, dieses Gleichnis: Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach bei sich dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wollte nicht einmal seine Augen zum Himmel erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Gedanken zum Evangelium

Was wir da im Evangelium hören, sind Kontrastbeispiele des Betens.

Zwei unterschiedliche Menschentypen offenbaren sich in der Art ihres Betens. Der Pharisäer zeigt sich als guter Staatsbürger, ist im Tempel tätig, zahlt seine Steuern.

Dieses „Gebet“, wenn wir es so nennen wollen, war nur nach außen hin Gespräch, in Wirklichkeit war es beinahe blasphemische Selbstdarstellung. Es ist ein Hinzeigen auf den anderen und ein Vergleichen. Der Pharisäer verstellt den Weg zu Gott durch sein Eigenlob. Bei Jesus ist es anders: Das Herz spricht zum Herzen, das ist etwas ganz anderes als der Egotrip des Pharisäers.

Der Zöllner, der ja nicht zur High-Society der damaligen Gesellschaft zählte und vielleicht auch manchmal selber zum Erpresser und Betrüger wurde, drängt sich nicht in den Vordergrund, er steht ganz hinten, wagt „nicht einmal die Augen zum Himmel zu erheben“ (Lk 18,13), weil er sich der Zuwendung Gottes als unwürdig erweist.

Neben einer gewissen Körperhaltung beim Gebet sind Augen und Hände von besonderer Bedeutung. Man erhebt Augen und Hände zum Himmel, denn die Augen des Geistes sollen das „Angesicht suchen“, sie sollen gewissermaßen auf ihn gerichtet sein. Das ist eine Umschreibung für das fortwährende Gebet, wie wir es im Psalm 123,2 nachlesen können: „Wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn, wie die Augen der Magd auf die Hand ihrer Herrin, so sind unsere Augen erhoben zum Herrn, unserem Gott, bis er uns gnädig ist.“ Gnädig ist im Sinn von liebender Zuwendung zu verstehen. Auch Jesus erhebt seine Augen zum Himmel bei der Heilung des Taubstummen: „(Jesus) legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel, danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu ihm: Effata!, das heißt: Öffne dich!“ (Mk 7,33.34 und ähnlich bei Mt 14,19). Ähnlich, als Jesus die fünf Brote und zwei Fische nahm, zum Himmel aufblickte, den Lobpreis sprach, die Brote brach und sie an die Jünger weiterreichte.

Es geht somit um das Innerste, um die Liebe, um den Grundsinn des Evangeliums. Die Herzmitte ist die volle Liebe. Aber: Strahlen wir Christen in der Welt auch Liebe und Barmherzigkeit aus? Unser Beispiel, unser Umgang miteinander ist ausschlaggebend besonders für Fernstehende und Ausgetretene und sie soll auch Vorbildwirkung für junge Menschen haben.

Wie könnte nach diesem Evangelium ein Gebet lauten, das Sie vor den Herrn bringen?
Gott, ich danke dir für alles Gute, das ich von dir empfangen habe. Ich habe einen Beruf, von dem ich leben kann, eine Wohnung, eine Familie / oder lebe in glücklicher Partnerschaft, gesunde Kinder, über die ich mich manchmal ärgere, weil sie nicht folgen. Aber: Was ist das schon, wenn ich lese, sehe oder höre, wie übel oft das Schicksal anderen mitspielt, wie grausam es in der Welt zugeht, wie schlecht es vielen Menschen geht? Guter Gott, mache mir bewusst, dass ich andere deswegen nicht verurteile und mich mit ihnen vergleiche, welch ein großer Star ich gegen diese Menschen bin. Lass ihnen vielmehr deine liebende Zuwendung zuteil werden, die sie besonders nötig haben. „Um manchen Menschen mache ich mir Sorgen, ich wollt´ ihm helfen, doch ich kann es nicht. Ich wollt, er wär bei dir geborgen und führe ihn aus Finsternis ins Licht“ (Zitat von Lothar Zenetti).

(Max Angermann) 

Lied: Herr, dir ist nichts verborgen (GL 428,1-2)

Fürbitten

Zu Gott, der unser Herz kennt, kommen wir mit unseren Bitten:

Für alle, die nur sich selbst sehen, öffne ihren Blick für andere.

Für die, die meinen, Gott zu kennen, dass sie ihn suchen.

Für alle, die es gut haben, dass sie nicht hartherzig werden.


Für alle, die das Beten verlernt haben, dass sie neu Vertrauen fassen.

Für alle, die gescheitert sind, dass sie neue Chancen bekommen.

Für alle, die von der Gesellschaft verachtet werden, dass du sie aufnimmst.

Für alle, die ehrlich mit sich selbst sind, dass du sie annimmst.

Darum bitten wir mit Jesus Christus, unserem Bruder, Freund und Erlöser. - Amen. 

Einleitung zum Vaterunser

Stimmen wir ein in das Gebet, das Jesus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel …  

Schlussgebet

Guter Gott, wir blicken in den Himmel voller Sehnsucht nach dir. Zu dir können wir mit unseren Anliegen und Gebeten kommen. Darum bitten wir dich, lass uns im Gebet unser wahres Herz zeigen. Erfülle uns mit deinem Geist. Amen.

Lied: Sag ja zu mir, wenn alles nein sagt (GL 769,1-3)

 

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