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Hausgottesdienst –
27. Sonntag im Jahreskreis / C,
02.10.2022

 

Lied: Mein ganzes Herz erhebet dich (Gotteslob 143, 1-3)

 

Einleitung

Heute wird alles gemessen und vermessen und in Statistiken verglichen. Kirchenbesuchszahlen und Kirchenaustrittszahlen gelten als Parameter für die Bedeutung des Glaubens. Kann man Glauben messen? Wann ist ein Glaube stark? Im Evangelium bitten die Apostel Jesus: Stärke unseren Glauben. Was können wir tun, um unseren Glauben zu stärken? Allein die Tatsache, dass Sie hier sind und Gottesdienst feiern, zeigt, dass Ihr Glaube zumindest so groß ist wie ein Senfkorn. Bitten wir Gott, dass er unseren Glauben wachsen lasse.

Kyrie-Ruf

Herr, Jesus Christus, du bist in die Welt gekommen, nicht um dich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen.

Herr, erbarme dich.

 

Du hast in allem den Willen deines Vaters gesucht und erfüllt.
Christus, erbarme dich.

 

Du hast noch in der äußersten Not deines Lebens auf Gott vertraut.
Herr, erbarme dich.

 

Gebet

Gott, dir müssen wir nichts vormachen. Du siehst unseren kleinen Glauben, kennst unsere Sorgen und nimmst unsere Bedenken wahr. Schenke uns den Glauben, der es mit allen Mächten aufnimmt, mit Vorurteilen, "letzten Worten" und zerbrochenen Hoffnungen. Dein Wort öffnet den Himmel und lässt uns die Erde lieben in Christus, unserm Herrn. Amen.

Evangelium (Lukas 17,5-10)

In jener Zeit baten die Apostel den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr erwiderte: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen. Wenn einer von euch einen Knecht hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Komm gleich her und begib dich zu Tisch? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen,gürte dich und bediene mich, bis ich gegessen und getrunken habe; danach kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Knecht, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan. 

Gedanken zum Evangelium:

Das habe ich nicht erwartet! Die Jünger sagen: Stärke unseren Glauben! Es sind nicht einzelne Stimmen – alle bitten so. Gleichsam ein Chor! Merkwürdig: Was ist mit dem Glauben der Jünger? Muss ich mir Sorgen machen?

Meistens sind die Jünger über jeden Zweifel erhaben, thronen auf ihren Säulen in der Kirche, schauen über unsere Köpfe hinweg. Sie sind groß – und einsam. Sie sind unnahbar – und kalt wie Stein. Ich mag dann gar nicht hinsehen. Oder zu ihnen aufschauen. Sie spielen in einer anderen Liga.

Dann das: Im Evangelium sehen wir Jünger, die zweifeln, fragen, in Ängsten gefangen sind. Lukas erzählt nicht viel, aber was er erzählt, macht die Jünger auf einmal sehr menschlich. Richtig sympathisch. Sie werden nicht auf Sockel gestellt – sie stehen mit beiden Beinen im Leben. Sie schmücken keine Säulen, zieren keine Kirchenportale. Sie brauchen Nähe, Beistand, Zuneigung. Wie ich auch. Ich verstehe die Bitte sehr gut „Stärke unseren Glauben“!

Darf ich erzählen, was mir durch den Kopf geht? Einerseits sind wir in der Falle, dass wir immer stark sein müssen. Wir können uns keine Zweifel leisten, Selbstzweifel schon gar nicht. Wir möchten auch fest stehen, über den Dingen erhaben. Nur: Die Rolle, perfekt zu sein, wächst uns dann schnell über den Kopf. Einmal auf den Leib geschneidert, müssen wir immer und in allem perfekt sein – ohne Abstriche. Wenn dann das Bild nach außen Flecken bekommt, die Kratzer nicht mehr zu übersehen sind und uns die Schminke ausgeht, fühlen wir uns nackt und klein. So sehen Säulenheilige nicht aus.

Vielleicht ist es gut, dass wir so viel von den Jüngern nicht erzählen können. Sie sind mit Jesus auf einem gemeinsamen Weg – und dann doch oft überfordert und ratlos. Sie sehen ihn, sie hören ihn. Sie hören auch seinen Ruf, an ihn zu glauben. Obwohl sie so dicht dran sind, nicht ein Wort verpassen, wissen sie sich keinen anderen Rat als den, Jesus zu bitten: Stärke unseren Glauben.

Es ist gut, dass wir jetzt von uns erzählen können. Manchmal erleben wir den „Glauben“ so, als müssten wir ihn in einem Paket mit ganz vielen Gewissheiten, Regeln und Dogmen in unser Leben nehmen – und fühlen uns nicht angenommen, auch nicht verstanden. Glaubenssätze sind in die Jahre gekommen und verwelkt. Dabei sehnen wir uns nach einem Glauben, der uns trägt. Der uns auch dann trägt, wenn wir mit unserem Latein am Ende sind, wenn wir der Zweifel nicht mehr Herr werden, wenn wir uns selbst nicht mehr verstehen.

Glaube begegnet uns als Vertrauen. Als Vertrauen Gottes zu uns. Als unser Vertrauen zu ihm. Um dieses Vertrauen bitten die Jünger, um dieses Vertrauen bitten wir. Vertrauen bedeutet, geliebt und angenommen zu sein. Vertrauen bedeutet, getragen zu werden und zu tragen. Mit den Zweifeln und Anfechtungen, die wir als Menschen auch brauchen. Da ist nichts zu beklagen, auch nichts zu verurteilen. In der Liebe wächst der Glauben über sich hinaus – und nimmt Herzen für sich ein.

Wenn unser Glaube über sich hinauswächst und Herzen für sich einnimmt, dann wird das,
was unabänderlich erscheint, immer schon seinen Platz eingenommen hat, von uns nicht geändert werden kann einfach verrückt – und verwandelt.
Jesus bespricht nicht die vielen Schwierigkeiten, die es mit dem Glauben gibt – und eigentlich immer schon gegeben hat. Lukas weiß meisterhaft davon zu erzählen, wie Jesus mit dem winzigen Senfkorn in der Hand den Glauben in seiner Schönheit und Größe beschreiben kann: Euer kleiner Glaube wird Wunder tun!
Um diesen Glauben bitten wir: Stärke unseren Glauben.
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn. Amen. 

(Manfred Wussow)

Lied: Suchen und fragen (Gotteslob 457, 1-3)

Fürbitten

Gott, unser Vater, dein Sohn hat uns gezeigt, dass wir uns auf dich verlassen können. So kommen wir mit unseren Bitten zu dir:

Für alle Menschen, deren Glaube durch Schicksalsschläge hart auf die Probe gestellt wird.
Lass sie erfahren, dass du trotz allem mit ihnen gehst. 

Für alle Menschen, deren Lebenspläne von Krieg oder Terror durchkreuzt worden sind.
Verschaff ihnen Gerechtigkeit und Frieden.

Für alle Menschen, die nicht an dich glauben können.
Zeig dich ihnen als liebender Vater, der alle seine Geschöpfe liebt.

Für alle Menschen, die ihre Lebenskraft für Menschen einsetzen, die in Not geraten sind.
Begleite sie und gib ihnen Kraft für die Aufgaben, die sie übernommen haben.

Für unsere Verstorbenen. Erfülle ihre Hoffnungen, die sie auf dich gesetzt haben.

Du, Herr, trägst und erhältst unser Leben. Dir sei Ehre und Dank in Ewigkeit. Amen.

Einleitung zum Vaterunser

Guter Gott, wir treten vor dich, um dir zu danken für alles, was du Großes an uns getan hast. Deshalb beten wir voll Vertrauen: Vater unser ...

Segensgebet

Gott, der den Senfkörnern Kraft gibt, in den Himmel zu wachsen, er schenke dir ein weites Herz.

Gott, der den Schwachen Mut macht, sogar Meere zu bezwingen, er schenke dir eine große Hoffnung.

Gott, der das Kleine groß macht, sich selbst aber erniedrigt, um dir nahe zu sein, er schenke dir sein Reich.

So segne uns Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Lied: Nun singe Lob, du Christenheit (Gotteslob 487, 1-3)

 

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