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Hausgottesdienst -
26. Sonntag im Jahreskreis (C),
25.09.2022

 

Lied: Wer nur den lieben Gott lässt walten (GL 424,1+4) 

Einleitung

Die Überzeug, dass Gott uns nicht schaden will, sondern alles in unserem Leben zum Guten führt, ist tröstlich und hilft, schwierige und dunkle Lebenssituationen auszuhalten und zu bewältigen. Bis dahin, dass wir darauf hoffen dürfen, dass Gott am Ende aller Zeiten für Gerechtigkeit und Ausgleich sorgen wird.
Die Erzählung vom reichen Mann und dem armen Lazarus stellt uns vor die Frage: Muss ich das Leid in der Hoffnung auf Gerechtigkeit in der neuen Welt Gottes aushalten oder darf ich mich dagegen wehren? Darf ich mich dafür einsetzen, dass Menschen schon in dieser Welt einen gerechten Anteil an den Gütern der Welt und einem gewissen Lebensstandard haben?
In der Begegnung mit dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn lasst uns um eine gute Unterscheidung bitten und um Hilfen für unseren Weg.

Kyrie-Ruf

Herr Jesus Christus, Du bist gesandt, den Menschen eine frohe Botschaft zu bringen. Herr, erbarme dich.

Taube hören, Blinde sehen, Lahme gehen. Christus, erbarme dich.

Den Armen wird das Evangelium verkündet. Herr, erbarme dich.

Gebet

Gott, unser Schöpfer. Die Gegensätze in der Welt klagen uns an:
Reichtum und Not, Hunger und Überfluss, Sorglosigkeit und Leid stehen gegeneinander. Hilf du uns allen, dass wir aufhören, die Gegensätze zu verschärfen und anfangen,
einander Brüder und Schwestern zu sein. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Amen.

Evangelium (Lk 16,19-131)

In jener Zeit sprach Jesus zu den Pharisäern: Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag glanzvolle Feste feierte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Es geschah aber: Der Arme starb und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von Weitem Abraham und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus; er soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, erinnere dich daran, dass du schon zu Lebzeiten deine Wohltaten erhalten hast, Lazarus dagegen nur Schlechtes. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest große Qual. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte. Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham zu ihm: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.

Gedanken zum Evangelium

Der Liedermacher und Lyriker Wolf Biermann hat 1976 ein Lied unter dem Titel „Es gibt ein Leben vor dem Tod“ veröffentlicht. In den ersten drei Strophen reflektiert er die Überzeugung vieler Menschen über ein „Leben nach dem Tod“. In der abschließenden Strophe hat er aber eine Anmerkung zu machen und fragt sich, ob diese Überzeugung nicht zu schnell zu einem billigen Trost über die je eigene Lage verkommt und schließt die Lyrik seines Liedes mit dem Wunsch ab: „… wir hätten's gern: auch vor unserem Tod ein Leben.“
Mit diesem harten Gegensatz von „Leben vor dem Tod“ und „Leben nach dem Tod“ spielt in sehr eindringlicher Weise auch das Evangelium des heutigen Sonntags. Es thematisiert die Hoffnung auf einen vollständigen Ausgleich zwischen Armen und Reichen im Endgericht und beschreibt die radikale Umkehrung der Lebensverhältnisse im Tod. Für alle Unterdrückten und Geschundenen sicherlich eine tröstliche Vorstellung. Trotzdem lässt mich die Frage Wolf Biermanns nicht los: Reicht es wirklich aus, den Armen der Welt die tröstende Hoffnung vor Augen zu stellen? Haben nicht vor allem die Armen - aber auch wir anderen - ein Recht auf ein lebenswertes „Leben vor dem Tod?“

Die großen bischöflichen Hilfswerke ermutigen immer wieder dazu: „Von den Armen lernen!“ So frage ich mich: Kann ich etwas von den im Evangelium beschriebenen Armen lernen? Ich finde eine Antwort in der Bedeutung des Namens „Lazarus“: „Gott hilft“! Der Arme wird uns also als ein Mensch vorgestellt, der ganz aus der Hoffnung auf Gott heraus lebt und dessen Hoffnung sich schließlich erfüllt: Er wird getröstet und in Abrahams Schoß getragen. Was ist, wenn diese Hoffnung auch mein Herz ergreift und ich aus dieser Hoffnung heraus lebe? Drängt mich diese Hoffnung nicht gerade dazu, der Not der Welt nicht gleichgültig gegenüber zu stehen?

Doch alle Nöte der Welt, die kleinen bis zu den großen allein anzupacken ist eine Herkulesaufgabe. Aber trotzdem finde ich, dass Menschen ein Recht darauf haben, vor dem Tod wieder Mut und Hoffnung zu haben.

Ich möchte von Lazarus die Hoffnung lernen, dass Gott hilft. In diesem Leben. Ich möchte Wolf Biermann so viele Beispiele für ein lebenswertes Leben vor dem Tod nennen. Ein Leben, das nicht nur den Reichen vorbehalten ist, sondern zu dem gerade auch die Armen und Benachteiligten Zugang finden können.
Und ich möchte ihm von der Kraft der Hoffnung erzählen können, die mir der Glaube an Jesus Christus dabei schenkt. Dass ich mich davon habe überzeugen lassen, dass er von den Toten auferstanden ist. Und ich möchte ihm all die anderen Menschen zeigen, die mit mir überzeugt sind, die aus der Kraft der Hoffnung der Armen mutig eintreten für ein Leben vor dem Tod und dabei nicht vergessen, dass unsere Zukunft nicht in der Unterwelt liegt, sondern im Schoß Abrahams. Ich möchte ihm, von uns erzählen. Von Ihnen, liebe Schwestern und Brüder. Von der Kirche und unserer Gemeinde.

(Bernd Kösling)

Lied: Hilf Herr meines Lebens (GL 440,1-3)

Fürbitten
„Gott hilft“! In diesem Vertrauen lasst uns zu Gott, unserem Vater beten:

Für alle Menschen, denen das Notwendigste zum Leben fehlt.

Für die vielen, die sich in Hilfsorganisationen für anderen Menschen einsetzen.

Für die Menschen, die auf der Suche nach Sinn und Orientierung in ihrem Leben sind.

Für die Menschen, die keine Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod haben.

Für unsere Verstorbenen sowie für alle Opfer von Krieg, Terror und Gewalt.

Du, guter Gott, hörst auch die Bitten, die wir in der Stille unseres Herzen an Dich richten. Wir danken dir und loben dich, heute, alle Tage unseres Leben bis in deine Ewigkeit. – Amen. 

Einleitung zum Vaterunser

Beten wir das Gebet, das Jesus uns alle gelehrt hat - Arme und Reiche:

Vater unser im Himmel …

 

Schlussgebet

Du, Gott, von dem alles kommt, zu dem alles geht – wir danken dir. Für Abraham und Lazarus, für den reichen Mann, der keinen Namen hat. Wir bitten dich, dass uns das Geld nicht gefangen nimmt, Reichtum nicht blendet und Armut nicht abstößt. Hilf uns abzuwägen, was uns tragen und halten kann, was wir teilen und verschenken können, was unser ist und was nicht. Schenke uns Weisheit, alles als geschenkt zu betrachten, was uns jeden Tag reich macht. Mit Christus, der uns den Himmel öffnet.

 

Lied: Meine engen Grenzen (GL 437,1+2)

 

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