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Hausgottesdienst –
23. Sonntag im Jaheskreis C
04.09.2022

 

Lied: Liebster Jesu, wir sind hier (Gotteslob 149, 1-3)

 Einleitung

Zu den größten Versuchungen, die immer wieder an uns herantreten, gehört das Abweichen von lebendig gelebtem Glauben. Im heutigen Evangelium spricht Jesus diesen Punkt an. Er fordert uns auf, konsequent Christen zu sein, wenn wir uns zu seinen Jüngern und Jüngerinnen zählen wollen.

 Kyrie-Ruf

Herr, wir üben uns in vielen Rechenkünsten. Mit vielen Menschen haben wir offene Rechnungen.
Herr, erbarme dich.

 Herr, wenn du uns in deine Nachfolge rufst, wollen wir etwas davon haben. Du aber schenkst uns eine Liebe, die nicht nach Vorteilen fragt.
Christus, erbarme dich.

Herr, wir richten uns häuslich ein. Unsere Abhängigkeiten und Beziehungen machst du weit und frei.
Herr, erbarme dich.

Gebet

Du hast die Welt großzügig und voller Liebe geschaffen, Gott, mit dem alles beginnt und alles vollendet wird. Wir danken dir für unsere kleine Welt, für unsere Familie, für unsere Träume. In deinem Wort entdecken wir die große Welt, die Hoffnung auf Frieden, die Sehnsucht nach Versöhnung. Schenke uns deinen Geist, der uns das Evangelium und unsere Herzen aufschließt in Jesus, den du uns als Bruder und Weggefährten an die Seite gegeben hast von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

 Evangelium (Lukas 14,25-33)

In jener Zeit begleiteten viele Menschen Jesus; da wandte er sich an sie und sagte: Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und hinter mir hergeht, der kann nicht mein Jünger sein. Denn wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und berechnet die Kosten, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertigstellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen. Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt? Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden. Ebenso kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.

Gedanken zum Evangelium:

Darf man überhaupt die Predigt halten? Mit diesem Evangelium? Ich bin ratlos. Mir liegt daran, mit allen Familienmitgliedern gute, nein, sehr gute Beziehungen zu unterhalten. Überhaupt mit allen Menschen. Manchmal ist das gar nicht so leicht. Kleine und große Geschichten stellen sich jetzt ein. Reich bin ich zwar auch nicht, aber von dem trennen, was ich mir erarbeitet habe, kann ich mich auch nicht. Es gibt so viele Dinge, die einfach nur schön sind. Kleine und große Erinnerungen stellen sich ein. Ich hatte Glück, doch nichts fiel mir in den Schoss. Dankbar möchte ich sein, aber was Lukas sich heute leistet, geht mir über Kopf und Herz. Soll ich fanatisch werden? Dumm? Hat es in der Geschichte alles gegeben! Ich denke mit Entsetzen daran. Alles aufgeben, sich von allem lösen, alles zurücklassen? Lukas, was machst du nur? Was soll ich machen?

Und Lukas? Lukas erzählt einfach zwei kleine Geschichten, Geschichten von zwei Menschen, die etwas planen, im Schilde führen, kalkulieren - und gewarnt werden, sich zu verrechnen, sich zu übernehmen, ihr Gesicht zu verlieren. Machen wir einmal die Augen auf!

Das Haus, der Turm da nebenan werden nicht fertig! Als Ruinen stehen sie in der Landschaft. Irgendwann wächst Gras aus den Steinen. Was passiert ist? Das Geld reichte nicht. Ob denn auch Gras über die Sache wächst? Wir bangen mit!

Dann: Ein genialer Plan wird ausgeheckt, ein Überfall geplant. Natürlich diskret. Der Überraschungscoup muss gelingen! Aber wenn die Ressourcen nicht reichen? Es an Material, Leuten und Gelegenheiten fehlt? Dann überschätzt sich jemand, womöglich ideologisch verblendet. Die Geschichtsbücher sind unbarmherzig. In ihnen wird nichts verziehen!
Wo so viel gesunder Menschenverstand ist, dass alle "ist doch klar" rufen, kann eigentlich nichts mehr schief laufen. Dass wir alles abwägen, behutsam in die Hand nehmen und nichts dem Zufall überlassen - das ist es! Wir fürchten den Spott, das Gerede, das verlorene Gesicht. Wir fürchten die Enttäuschung.
Lukas kann erzählen. Er ist ein Meister des Wortes und der Bilder. Siehst du, sagt er ganz beiläufig, ohne eine Mine zu verziehen, ich schreibe dir das Evangelium von dem fein kalkulierten Leben! Von der Kunst, von Anfang an alles auf ein Ziel auszurichten. Von dem Glück, unterwegs nicht steckenzubleiben.
Und ich fange an, etwas zu ahnen. Ich ahne, dass es nicht so einfach ist, Jesus zu folgen, seinen Weg mitzugehen. Es muss wohl alles gut überlegt und geprüft sein. Sonst ist das Risiko, zu verlieren überaus groß, das Wagnis gar gefährlich. Was weiß ich eigentlich von Jesus? War er ein Heißsporn? Ein Draufgänger? Ein Wilder? Manchmal konnte, musste er sich vergessen! Er hat - sowas erzählt der Evangelist sogar - seiner Mutter gesagt: Frau, was hab' ich mit dir zu schaffen!! Das klang nicht nur hart, das war umstürzlerisch: Wer Gottes Willen erfüllt, der ist mir Mutter, Bruder und Schwester. Verwandtschaftliche Beziehungen, Familie, gemeinsame Lebensgeschichten tragen ihn nicht mehr. Seine Liebe zu den Menschen ist zu groß, um in einer kleinem, engen, privaten Welt aufzugehen - oder unterzugehen.

Jesus ist seiner Sendung treu geblieben. Jesus hat Menschen aufgerichtet, nicht klein gemacht. Jesus hat Menschen in seine Nachfolge gerufen, nicht abgeschreckt.
Er hat Gottes Reich in den schönsten Bildern ausgemalt, keine Angst geschürt.
Lukas erzählt in immer neuen Anläufen davon. Er begleitet Jesus sozusagen. Von seiner Kindheit bis zu seiner Kreuzigung.
Die kleine Maria stimmt ein großes Lied an, das Magnificat. Lukas hat sich in dieses Lied verliebt, so sehr verliebt, dass er sein ganzes Evangelium in Marias Worten gesungen hört. Dann eilen in der Nacht Hirten, einfache Leute, zur Krippe. Engel haben ihnen den Weg gewiesen. Schließlich sind es einfache Fischer vom See Genezareth, die alles stehen und liegen lassen, um die ersten Jünger Jesu zu werden. Die Armen und Verlorenen liegen ihm besonders am Herzen. Er geht ihnen nach. Er spricht für sie. Mit den Mächtigen redet er Tacheles. Mit den frommen Eliten geht er ins Gericht. Die Welt wird nicht so bleiben wie sie ist - oder verhunzt wird. Das sagt er, das weiß er. Alle Dinge bekommen ein neues Gewicht, alle Menschen ein neues Gesicht. Überhaupt: Lukas erzählt ständig, dass der Geist Gottes der Strippenzieher ist in den vielen Geschichten, in denen die Liebe das Laufen lernt, Berge erklimmt und Menschen glücklich macht.

Jetzt merke ich, was aus einer Ahnung folgt! Ein Ziel, das größer ist als mein eingespielter Alltag. Ein Glück, das weiter reicht als meine familiären Beziehungen und beruflichen Erfolge. Mit seinem Evangelium vom fein kalkulierten Leben bringt uns Lukas dazu, größere Erwartungen, Träume und Hoffnungen abzuwägen - und zu wagen. Dann kann ein Wunder geschehen. Das Wunder, dass über allen Bindungen und Abhängigkeiten hinaus andere Menschen wichtig werden. Dass mein kleiner Horizont weit wird. Dass meine Selbstzufriedenheit aufbricht. Es reicht schon lange nicht mehr, das Glück hinter verschlossenen Türen einzuigeln oder vor anderen zu schützen. Großartig, befremdlich und mutig hört Lukas Jesus sagen: Wenn jemand zu mir kommt und sieht nur seine Eltern, seinen Ehepartner, seine Kinder, seine Geschwister, dazu sich selbst, der kann nicht meine Jüngerin, mein Jünger sein.

Ob unsere Mittel reichen? Unser Glaube? Ich spüre die Angst, etwas, das mir wichtig ist, zu verlieren oder in den Sand zu setzen. Ich spüre die Angst, etwas anzufangen, aber nicht durchhalten zu können. Ich spüre auch die Angst, mit meinem Vertrauen zu stranden. Wie war das mit dem Haus, das nicht fertig wird? Mit dem Vorhaben, das in einer Flucht endet?

Im Evangelium vom fein kalkulierten Leben erzählt Lukas, dass uns so viel Liebe und so viel Geist geschenkt werden, dass wir aus unserer kleinen Welt herauswachsen. Mit den vielen Bindungen, Abhängigkeiten und Selbstverständlichkeiten. Viele andere Menschen sehnen sich danach, von uns gesehen, angenommen und verteidigt zu werden. Einige kenne ich aus der Nachbarschaft, einige sogar aus dem Fernsehen. Eine Welt, die klein geworden ist, beschert uns jeden Tag die Hoffnung auf die neue Welt, von der Jesus gesprochen hat, für die er uns zu beten lehrte: Dein Reich komme.
Das gibt uns den Mut, unser Leben neu zu kalkulieren. Das Haus, dass wir bauen, wird fertig und was wir uns vornehmen, endet nicht in der Flucht.

Es ist doch gut, heute dieses Evangelium zu haben. Ich weiß, dass ich mich heute nicht verkalkuliere! Das ist doch wenigstens eine Predigt wert. Amen.

(Manfred Wussow)

 Lied: Nun lobet Gott im hohen Thron (Gotteslob 393, 1-3)

Fürbitten

Im Evangelium begegnen uns Menschen, die etwas Großes planen, die rechnen und abwägen, sich aber verkalkulieren. Wir sehen Ruinen und Spuren der Flucht. Darum kommen wir zu dir mit unseren Befürchtungen, Sorgen und Hoffnungen.

Herr, es werden Häuser gebaut, Immobilienpreise explodieren und Haie machen Geschäfte. Viele Menschen finden keine Wohnungen, die sie bezahlen können. Viele Menschen haben Angst, gesellschaftlich abzurutschen.
Wir rufen zu dir: Lass gedeihen, Herr, das Werk deiner Hände.

Herr, Kriege werden geplant, in Kauf genommen und in den Medien gerechtfertigt. Viele Menschen werden geopfert. Viele Menschen müssen fliehen.

Wir rufen zu dir…

Herr, Familien haben es oft schwer zusammenzuhalten. Viele Menschen werden in ihren Pflichten aufgerieben. Viele Menschen finden keine Ruhe.

Wir rufen zu dir…

Herr, in den virtuellen Netzen werden Hass und Angst geschürt. Viele Menschen werden diffamiert und ausgegrenzt. Viele Menschen können sich nicht wehren.
Wir rufen zu dir…

Herr, viele Kinder und Jugendliche gehen auf die Straße. Viele Menschen werden Opfer des Klimawandels. Viele Menschen sind bereit, die Welt wirtschaftlichen Interessen zu opfern.
Wir rufen zu dir…

Du hast uns in deine Nachfolge gerufen. Du gehst mit uns den Weg des Lebens. In Christus, unserem Herrn. Amen.

Einleitung zum Vaterunser

Guter Gott, dein Sohn ist Mensch geworden, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben. Deshalb beten wir:

Vater unser ...

Segensgebet

Treuer Gott, die Wege, die wir vor uns haben, sehen wir nicht ab, was wir hinter uns lassen, beschließen wir nicht. Aber bei dir sind wir geborgen. Begleite du uns auf unseren Wegen, schütze den Glauben, stärke die Hoffnung und lass die Liebe unter uns wachsen. Die Gemeinschaft, die wir an deinem Tisch erfahren haben, lässt uns den Tag erwarten,

an dem du die Welt vollendest. Durch Christus, unseren Herrn.

Und so segne uns der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Lied: Wer unterm Schutz des Höchsten steht (Gotteslob 423, 1-3)

 

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