Hausgottesdienst-2022-05-15 / 5. Sonntag der Osterzeit
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Beschreibung
Hausgottesdienst –
5. Sonntag Osterzeit im Jahreskreis C,
15.05.2022
Lied: Das Weizenkorn musst sterben (Gotteslob 210, 1-3)
Einleitung
Heute wird uns ein weiter Blick geschenkt: wir sehen einen neuen Himmel, eine neue Erde. Eine Stadt kommt aus dem Himmel zu uns. Und Gott wohnt unter uns. Aber wir nehmen einen dunklen Himmel wahr und eine bedrohte Erde, die Sehnsucht nach neuen Anfängen und die Sorge, Altes aufgeben zu müssen. Im Evangelium hören wir Jesus: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe. Ihn bitten wir um seine Barmherzigkeit mit uns:
Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus,
Liebe zu uns Menschen führte dich auf unsere Erde.
Herr, erbarme dich.
In Vollendung hast du die Liebe gelebt.
Christus, erbarme dich.
Die Form deiner Liebe sollen auch wir anstreben.
Herr, erbarme dich.
Gebet
Du, Gott, machst alles neu. Du schenkst Aufbrüche, Neuland und Wege ins Freie. Schenke uns die Weisheit, zwischen alt und neu zu unterscheiden, deinem Wort zu trauen und, wenn wir zerrissen sind, in deiner Liebe Frieden zu finden. Du zeigst uns den neuen Himmel, die neue Erde. Und willst doch unter uns wohnen. Dir vertrauen wir unsere Ängste, Zweifel und Sorgen an
In Christus, unserem Herrn. Amen.
Evangelium (Johannes 13, 31-35)
Als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen und er wird ihn bald verherrlichen. Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ihr werdet mich suchen, und was ich den Juden gesagt habe, sage ich jetzt auch euch: Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen. Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.
Gedanken zum Evangelium:
Der Schriftsteller Max Frisch, so wird berichtet, soll gesagt haben: Wer sich ein Bild vom anderen macht, hört auf, ihn zu lieben. Nun kommen wir in der Praxis wohl nicht darum hin, Menschen vorerst einzuschätzen, um mit ihnen umgehen zu können. Wem stehe ich gegenüber? Was prägt diesen Menschen? Ist es leicht, mit ihm umzugehen oder ist er eher ein schwieriger, komplizierter Typ? Dieses erste, grobe Einschätzen als Hilfsmittel für den Umgang mit Menschen wird Max Frisch wohl kaum im Blick gehabt haben. Ihm geht es vermutlich mehr um das Festhalten eines Bildes, das wir nicht mehr bereit sind zu verändern – auch dann nicht, wenn der andere sich im Laufe der Zeit ändert.
Im Evangelium haben wir gehört, dass Jesus seinen Jüngern sagt: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe. So sollt auch ihr einander lieben. Worin zeichnet sich eigentlich die Liebe Jesu aus? Im Blick auf Max Frisch können wir bei Jesus beobachten: Er macht sich nicht erst ein Bild von den Männern, die er in die Schar seiner Jünger beruft, ob sie auch treu, zuverlässig, intelligent genug sind. Jesus beruft, ohne nach dem Charakter des jeweiligen Menschen zu fragen. Er schickt niemanden weg, der sich ihm nicht unterordnet und nicht nach seinem Vorbild lebt. Selbst von einem Judas, der im Evangelium erwähnt wird, trennt er sich nicht. Jesus begegnet den Menschen wie sie sind: Frommen und Sündern, geldgierigen Zöllnern und Dirnen, begüterten Pharisäern und armen Witwen. Mit seiner Liebe, Güte und seinem Wohlwollen wirbt er um Umkehr und bewirkt bei vielen Besinnung. Nicht wenige ließen sich durch seine Liebe bewegen, ihr Leben zu ändern. Diese Art der Liebe, so möchte Jesus, sollen auch wir uns aneignen.
Wohin es führen kann, wenn man sich ein starres, unverrückbar festes Bild von jemanden gemacht hat, kann man an den Aposteln und Jüngern beobachten. Sie hatten ein unveränderliches Bild und unverrückbare Vorstellungen vom Messias, den die Juden erwarteten. So waren sie überzeugt: Der Messias werde Israel zu einer allen anderen Ländern überlegenen Großmacht führen. Solange Jesus in seinem Auftreten und in seinem Wunderwirken ihrem Bild entsprach, glaubten sie an seine Messianität. Als er dann aber bereit war, den Weg des Leidens anzutreten, um der Liebe treu zu bleiben, verschwand ihr Glaube an ihn. Es bedurfte enormer Kraft des Hl. Geistes, um ihre festgefahrenen Messiasvorstellungen aufzugeben. Sie begriffen: Nicht im Aufbau eines mächtigen, jüdischen Reiches besteht die Aufgabe des Messias, sondern in der Hinführung der Menschen auf den Weg der Liebe, wie Jesus sie gelebt hatte.
Zu dieser Liebe werden wir heute neu von Jesus aufgerufen. Sie beschränkt sich nicht auf ein freundschaftliches Verhalten, auf ein Wohlwollen denen gegenüber, die wir mögen, auf ein gutes-Tun gegenüber denen, die uns mit ihrer Hilfe beistanden. Jesus will, dass wir lieben wie er geliebt hat. Das heißt: Menschen, so wie sie sind, mit Wohlwollen, Güte, Aufmerksamkeit begegnen. Dies heißt jedoch nicht, das Negative an ihnen gutheißen. Das hat Jesus auch nicht getan. Nur in der Art, wie er mahnte und Fehlverhalten ansprach, lag keine Verurteilung des betreffenden Menschen, sondern ein ringen mit ihm, um Veränderung und Besserung.
Jesus gelang es nicht jedes Mal auf Anhieb, Menschen zur Veränderung ihres Verhaltens zu bewegen und schon gar nicht, alle in seinem Umfeld überzeugend anzusprechen. So wird es auch uns ergehen. Nur dadurch sollen wir uns nicht dazu verleiten lassen, innerlich von diesen Menschen Abstand zu nehmen und sie zu meiden. Jesus ruft uns auf, für alle in der Liebe offen zu bleiben. Denn das bietet die Chance, dass wir zur Besinnung und zum Nachdenken anregen, wie Jesus es getan hatte. Einander geduldig, mit Langmut und offen in Liebe begegnen ist die erfolgreichste, wenn auch sehr mühevolle Form, einander zum Guten zu bewegen. Lassen wir uns von Jesus ansprechen und treten wir in seine Fußstapfen.
(Klemens Nodewald)
Lied: Hilf, Herr meines Lebens (Gotteslob 440, 1-3)
Fürbitten
Guter Gott, aus Liebe hast du uns das Leben geschenkt. Du hast uns berufen, zu lieben wie dein Sohn Jesus Christus die Menschen geliebt.
Wir bitten dich:
Für alle Menschen, die in einer lieblosen Umgebung aufgewachsen sind. Lass sie Menschen begegnen, die fähig sind, Liebe zu geben.
Für alle Menschen, die in Angst vor Krieg oder Terror leben. Lass die Friedensstifter sich durchsetzen.
Für alle Menschen, die auf der Flucht sind. Lass sie Menschen finden, die sie aufnehmen und die zu helfen bereit sind.
Für alle Menschen, die sich beruflich oder ehrenamtlich für andere einsetzen. Schenke ihnen Freude am Helfen und lass sie Dankbarkeit erfahren.
Für alle Menschen, denen wir Liebe und Geborgenheit verdanken. Vergilt ihnen ihre Liebe mit deiner Liebe, die keine Grenzen kennt.
Für unsere Verstorbenen. Schenke ihnen ewigen Frieden.
Herr, wir vertrauen uns deiner Sorge an und legen unser Schicksal und unsere Zukunft in deine Hand.
Amen.
Einleitung zum Vaterunser
Christus spricht: Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt. Deshalb beten wir: Vater unser ...
Segensgebet
Du, Gott, wirst nicht alt. Unverbraucht ist dein Wort, die Weite deines Herzens, die Freiheit deiner Kinder. Wir bitten dich für die neue Woche. Auf vieles freuen wir uns schon. Auf Menschen, mit denen wir gerne zu tun haben, auf Gespräche, die wir fortsetzen können, auf Arbeit, die uns ausfüllt. Vor manchem graut uns. Streit, der nicht sein muss, Eitelkeit, mit der wir nicht umgehen können, Worte, die wieder nur verletzen. Begleite uns in die neue Woche mit deiner Liebe, die allen Dingen und Erfahrungen einen neuen Glanz schenkt. Dann sehen wir den neuen Himmel, die neue Erde in Christus, unserem Herrn. Dazu segne uns der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Lied: Lasst uns loben, freudig loben (Gotteslob 489, 1-3)