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Dekan ev. Till Roth 2024Wort zum Sonntag
09.02.2025

 

Toleranz – Gleichgültigkeit – Liebe

 

Es ist gut, an frühere Zeiten zu denken. Es ist gut, weil man klüger und vorsichtiger wird, wenn man sich geschichtskundig macht. Georg Wagner ist ein landläufiger Name. Schon vor 500 Jahren gab es einen Mann dieses Namens, der sich heute im ökumenischen Heiligenlexikon sowie im evangelischen Namenskalender findet. In diesem Jahr erinnern wir uns an die Aufstände der Bauern in etlichen Gebieten Deutschlands. Besonders die Stadt Memmingen gedenkt daran, wo die „Zwölf Artikel“ der Bauernschaft verfasst wurden, die als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten in Europa gelten. Das Jahr 1525 ist aber auch mit der Täuferbewegung verbunden, die sich als dritte Strömung der Reformation im 16. Jahrhundert über viele Teile Deutschlands, der Schweiz und der Niederlande ausbreitete.

Georg Wagner ist diesen täuferischen Strömungen zuzurechnen. Er war zunächst römischer Priester in Emmering in Oberbayern, bis er sich einer „Brüdergemeinde“ anschloss. Er widersprach einigen üblichen Auffassungen von Taufe und Abendmahl. Im Jahr 1524 stand in Oberbayern nicht nur das Verbreiten reformatorischer Schriften, sondern sogar das Lesen der Bibel unter Todesstrafe. Er wurde wegen „evangelischer Predigt“ angeklagt und 1526 in das damalige herzogliche Gefängnis im Münchner Falkenturm gesteckt. Der Herzog besuchte ihn dort und versuchte, ihn zum Widerruf zu bewegen, versprach ihm lebenslange Pfründe. Doch Georg Wagner blieb, auch unter Folter, bei seinem Bekenntnis und wurde zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Seine große Gefasstheit auf dem Weg zum Richtplatz am 8. Februar 1527, also vor 498 Jahren, muss in eindrücklicher Erinnerung geblieben sein.

So unverständlich uns der Vollzug der Todesstrafe in solchen Angelegenheiten heute erscheinen mag: Es hat leider noch vieler solcher Ereignisse gebraucht, bis wir daraus gelernt haben. Im Jahr 2010 hat die Lutherische Kirche offiziell ihren Schmerz über die Verfolgung der Täufer durch lutherische Obrigkeiten ausgedrückt und die mennonitischen Gemeinden um Vergebung für das zugefügte Leiden gebeten. Ähnliche Schritte geschahen in den letzten Jahrzehnten in den Beziehungen zwischen römisch-katholischer und lutherischer Kirche. In jenem Beschluss des Lutherischen Weltbundes von 2010 heißt es, dass wir bekräftigen wollen, dass „der Gebrauch der Staatsgewalt zum Ausschließen oder Aufzwingen bestimmter religiöser Überzeugungen zu verwerfen ist“ und dass wir uns „dafür einzusetzen, dass Religions- und Gewissensfreiheit in den politischen Ordnungen und in den Gesellschaften gewahrt und aufrechterhalten werden.“

Mir scheint das Lernen von solcher Toleranz nicht abgeschlossen zu sein. Wir alle haben es im Zusammenleben im privaten wie im öffentlichen Raum mit unterschiedlichen, ja gegensätzlichen Auffassungen zu tun. Toleranz bedeutet wörtlich, dass ich es „ertrage“, dass neben mir gleichberechtigt andere Überzeugungen vertreten werden dürfen. Weiter noch als Toleranz geht die (Nächsten-)Liebe. Sie sieht in jedem Mitmenschen ein besonderes und geliebtes Geschöpf Gottes. So gibt die Liebe die Kraft zu gelebter Toleranz, selbst wenn die Meinungsunterschiede noch so groß erscheinen. „Die Liebe erträgt alles, sie duldet alles, sie hofft alles.“ (1. Korintherbrief)

 

Ihr Till Roth, Evang.
Dekan in Lohr a.Main

 

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Glosse

Erst dachte ich, ich finde kein Thema, worüber ich meine Glosse schreiben könnte,
und jetzt hätte ich ganz Viele.

Z.Bsp. von der Fusswaschung am Gründonnerstagabend beim Gottesdienst in der Herz Jesu Kirche, als mittendrinnen unser Mesner mit Wischmop kam, um das Wasser aufzuwischen, das aus Versehen auf dem Boden ausgeschüttet wurde. Er hat uns ein Beispiel echten Dienens gegeben, aus Sorge, dass keiner ausrutscht.

Oder von dem brennenden Messgewand bei dem Erstkommuniongottesdienst in Hausen, als ich zum Evangelium nicht nur innerlich, sondern äußerlich „Feuer und Flamme“ wurde und er Geistesgegenwart von unserem Priesterkandidaten Benedict gerettet wurde und meine davonfliegende Brille auch noch wie durch ein Wunder heil bleib. Das hat schon wie ein „Lauffeuer“ herumgesprochen.
Mit Gemeindereferentin Barbara Voll waren wir später noch im selben Gottesdienst als Krisenteam herausgefordert und haben uns bewährt.

 

Ganz brandaktuell und frisch ist aber noch das Erlebnis, das ich noch etwas Genauer umschreiben will:

Es geschah bei der ersten Trauung zu Beginn meines Hochzeitsmarathons 2025.

Bei Taufen und Trauungen biete ich immer eine besondere Möglichkeit der Fürbitten an, ganz bewusst andere mit einzubinden.
Die Eltern bzw. das Brautpaar dürfen sich Themen überlegen, für wen und was gebetet werden soll und suchen sich aus dem Familien- und Freundeskreis Personen aus, die dann die Fürbitte selbst schreiben und vorbeten.

2025 06 Fürbitten

Bei der Trauung kamen einige zu den Fürbitten nach vorne und zu einer Bitte gleich eine ganze Familie: Eine Mutter mit drei Kindern: Tochter, Sohn und der „Große Bruder“, der auch ministriert hat. (Der Vater war Trauzeuge und hatte schon eine eigene Bitte).

Die Mutter fing an mit: „Gott, wir beten für die Kinder, die wir dem Brautpaar wünschen…“
Und dann ging die Tochter ans Mikrophon: „Hoffentlich werden es Mädchen!“
Dann kam der jüngere Sohn: „Hoffentlich werden es Jungs!“
Und dann kam als drittes der ältere Bruder: „Kann auch beides sein!“ - nun, er hat ja selber „Beides“ als Geschwister.
Die Mutter schloss noch weitere berührende Bitten für die Kinder dieser Bitte an.

Nicht nur ich musste von Herzen lachen.
Einfach genial, herrlich, schön.

Ich bin mal gespannt, auf wen Gott bei dieser Bitte als erste hört und welchen Wunsch er erhört.

Gerd Greier
Pfarrer

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