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Pfarrerin ev. Jacqueline Barraud Volk 2022Wort zum Sonntag,
11.02.2024

 

"Wenn die Masken fallen"

Liebe Leserinnen und Leser,

als Kind haben sie mich immer geschreckt, die allemannischen Masken bei den Faschingsumzügen in meiner badischen Heimat: furchterregende Hexen, gruselige Tiere oder die fratzenhaften Holzmasken der bunt kostümierten Figuren wie dem Schellen- oder Flickenhansel. Erst wenn der Umzug zu Ende war und die Narren ihre Masken über das Gesicht nach oben schoben, wurde mir wohler. Der Blick hinter die Maske war beruhigend. Ganz normale Menschen kamen da zum Vorschein.

Am Aschermittwoch heißt es, fallen die Masken, der Alltag bestimmt wieder das Leben. Man muss kein Narr sein um zu wissen: nicht wirklich alle Masken fallen. Seit frühester Zeit haben wir alle gelernt Rollen zu spielen, Masken aufzusetzen und manchmal nach der Pfeife anderer zu tanzen.

Wir können ja auch nicht immer so sein, wie uns gerade zumute ist. Ob im Beruf, in der Schule, unter Freunden, im Verein, in der Kirche oder in der Familie, überall wird etwas von uns erwartet. Damit Zusammenleben gelingt bedarf es auch, dass man seine Rolle spielt, mit oder ohne Kostüm.

Schlimm ist es allerdings, wenn Menschen merken, dass sie nicht in der Rolle sind, die sie eigentlich spielen möchten. Da erzählt mir jemand: "Immer wenn ich meine Eltern besuche, werde ich wieder zur kleinen Tochter. Sie bestimmen, was wir unternehmen, reden mir ein mit wem ich mich treffen soll und legen mir ein dickes Stück Fleisch auf den Teller, obwohl ich seit Jahren Vegetarierin bin. Und das Schlimme ist: ich spiele meistens mit." Ich kann es kaum glauben, denn ich kenne diese Frau von einer ganz anderen Seite. Beruflich erfolgreich, redegewandt und souverän. Was hat sie nicht schon alles organisiert, entschieden und durchgestanden und niemand musste ihr sagen, wie das geht. Traurig, dass ihre Eltern das gar nicht sehen und schade, dass sie nicht wagt, es ihnen zu zeigen.

Gewiss, wer die Rolle, die ihm zugewiesen wird, nicht erfüllt, wer es wagt, sich zu verändern, bekommt schon mal gesagt, dass er oder sie neben der Rolle sei. Das schmerzt und macht es schwer zur eigenen Persönlichkeit zu stehen. Angepasst lebt es sich aber nur vordergründig leichter. Gut ist es nicht. Zur Freiheit sind wir von Gott berufen (Galater 5,13) und nur so können wir anderen wirklich begegnen.

Jesus selbst hat das gezeigt. Zu Beginn seiner Wirkungszeit, nach seiner Taufe im Jordan, kehrt der Handwerker aus Nazareth nicht zurück in sein bisheriges Leben. Er ist nicht mehr der liebliche, der leise, der ungefährliche Jesus, auf den man ihn bis heute gerne festlegen möchte. Er hat sich verändert. Als Wanderprediger zieht er umher, erzählt von Gottes Freundlichkeit und lebt sie. Er wendet sich Kranken, Schwachen und Traurigen zu. Er durchbricht damalige Verhaltensmuster. Er spricht mit Frauen, erklärt Kinder für genauso wertvoll wie Erwachsene und setzt sich mit Ausgegrenzten an einen Tisch. "Er ist von Sinnen!", schleudern ihm da die Verwandten wütend entgegen. Jesus kontert: "Wer den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder und meine Schwester." Er lässt sich nicht verbiegen und sein Befreiungsschlag zeigt erstaunlicher Weise Wirkung. Jesus wird akzeptiert. Das ermutigt bis heute, wahrhaftig zu sein in dem, wie wir leben und getrost die Maskerade, die uns nicht passt, abzusetzen.

Jacqueline Barraud-Volk
ist geschäftsführende Pfarrerin in der evangelischen Kirchengemeinde Bad Kissingen
und Rundfunkpredigerin im Bayerischen Rundfunk.

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