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Das Aschenkreuz:

Die Ohnmacht von Menschen und die Hoffnung auf Gott

In den vergangenen beiden Monaten war Asche in der deutschen Medienöffentlichkeit Thema: In der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember entzündeten Unbekannte im mittelfränkischen Vorra drei im Bau befindliche  Unterkünfte für Asylbewerber. Die Häuser brannten innerlich nahezu vollständig aus, so dass die alarmierten Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei nur noch verkohlte Wände vorfanden. Die Inneneinrichtung der Häuser war zu Asche verbrannt. An den Außenwänden prangte der Schriftzug „Kein Asylat in Vorra“ zusammen mit Hakenkreuzen. Am 27. Januar wurde in der BRD der Gedenktag des 70. Jahrestages zur Befreiung der KZs Auschwitz begangen. Viele Dokumentationen erinnerten an  die Ereignisse im Januar 1945. Fernsehbilder zeigten die Menschen bei der Befreiung. Auch die Krematorien des Vernichtungslagers waren zu sehen und der Moment, als die Soldaten der Roten Armee sie öffneten: sie stießen auf die noch warme Asche kurz zuvor ermordeter Juden. Am 24. Dezember 2014 stürzte der jordanische Kampfpilot Muaz al-Kasaesbeh über vom „Islamischen Staat“ kontrollierten Gebiet in der Nähe der Stadt Rakka ab. Er wurde von den islamistischen Terroristen als Vergeltung für Bombenangriffe auf ihre Stellungen ermordet und verbrannt. In Videos zeigten die Terroristen die Verbrennung des Piloten und seinen zu Asche gewordenen Leichnam.

Die drei Beispiele zeigen: Asche ist kein harmloses Zeichen.  Im Gegenteil. Sie verdichtet in sich extreme menschliche Erfahrungen. Sie steht für die Schicksalsschläge, die Menschen erleiden, und auch für die Gewalt, zu der Menschen fähig sind. Die Asche führt auf die Spur menschlicher Ohnmacht, menschlicher Schuld und menschlichen Leidens.

Das entspricht auch den biblischen Erwähnungen von Asche. Besonders im AT wird häufig von Menschen erzählt, die sich Asche auf das Haupt streuen und dazu ihre Kleider zerreißen. Sie stehen jeweils in Situationen von Bedrohung, Schuld, Ohnmacht oder  Leiden.

Da ist zum Beispiel Tamar. Sie wird von ihrem eigenen Bruder vergewaltigt. Als er sie zwingen will, die Tat zu verschweigen, streut sie öffentlich Asche auf ihr Haupt und zerreißt ihre Kleider. Die Asche ruft stumm nach Gerechtigkeit (2 Sam 13,19).  Oder da wird von Hiobs Freunden erzählt. Hiob leidet an einer schweren Hautkrankheit, die ihn entstellt. Als die Freunde erkennen, dass sie ihn fast nicht mehr identifizieren können, streuen sie Asche auf ihr Haupt, zerreißen ihre Kleider. Die Asche klagt (Hiob 2,12). Oder da wird von der jüdischen Königin Ester erzählt. Ihr Volk wird vom assyrischen Herrscher, an dessen Hof sie lebt, massiv bedroht. Also legt sie ihre prächtigen Gewänder ab und zieht Kleider der Notzeit und Trauer an. Statt der kostbaren Salben streut sie Asche und Staub auf ihr Haupt und lässt ihre Haare ungepflegt in Strähnen hängen. Die Asche zeigt die Verzweiflung an angesichts der kriegerischen Gefährdung ihres Volkes und der Frage nach dem eigenen politischen und religiösen Versagen (Est 4,17).

Asche ist aber in der Bibel zugleich ein Zeichen der Hoffnung. Wer sich mit Asche bestreut, drückt nicht bloß die erlittene Ohnmacht oder die Frage nach der eigenen Schuld aus.  Die Asche ist ein stummes Glaubensbekenntnis. Sie erzählt von der Hoffnung, dass Gott die Not sieht und daran Anteil nimmt. Sie erzählt von der Hoffnung, dass Gott in der erlittenen Ohnmacht zu Hilfe eilt und neues Leben gibt.  Wer sich Asche aufs Haupt streut, der sagt: Gott, ich wende mich dir neu zu. Ich setze meine Hoffnung auf dich und Bitte darum, dass du unser Leben erneuerst und befreist. An der Grenze menschlicher Ohnmacht setzt die Asche auf die Lebensmacht Gottes. Sie ist deshalb ein  österliches Zeichen dafür, dass mitten im Tod Leben gefunden werden kann.

Wenn wir Christen uns am Aschermittwoch mit dem Aschenkreuz bezeichnen lassen, dann folgen wir dieser Bewegung: Wir konfrontieren uns mit den Grenzen  menschlichen Lebens, mit dem eigenen und fremden Leiden, der Schuld und der Ohnmacht. Und wir wenden uns darin Gott zu, auf den wir hoffen und von dem wir glauben: „Er ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich Güte“ (Joel 2,12).

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