HGD_2025-06-29_Peter und Paul
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Beschreibung
Hausgottesdienst
Heilige Petrus und Paulus / C
29.06.2025
Lied: Nun jauchzt dem Herren, alle Welt (Gotteslob 144)
Einleitung
Am heutigen Sonntag blickt die Kirche auf zwei Glaubensgestalten des Anfangs, auf Petrus und Paulus. Sie werden in einem Atemzug miteinander genannt, treten oft als Duo in Form von Statuen in Kirchen auf. Sie haben sich unermüdlich für die Verbreitung des Evangeliums und die Ausbreitung unseres Christentums eingesetzt. Sie haben christliche Gemeinden gegründet und geleitet, haben das Fundament unserer Kirche gebaut. Kein Wunder also, dass ihnen viele Denkmäler und Kirchen gebaut wurden. Kein Wunder, dass in Rom über dem Grab des heiligen Petrus der Petersdom errichtet wurde.
Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du hast Petrus als Fels deiner Kirche eingesetzt.
Kyrie eleison
Du hast Paulus berufen, bei den ersten Christen zu sein.
Christe eleison
Du berufst auch heute Menschen zur Verkündigung deiner Frohen Botschaft.
Kyrie eleison
Gebet
Allmächtiger und gütiger Gott, du hast die Apostel Petrus und Paulus ausgestattet mit Kraft, Mut, Autorität, Phantasie und Demut, um deine Kirche in ihrer Zeit zu gestalten. An ihrem Festtag wollen wir sie uns als Vorbilder und Beispiele nehmen, wenn wir hier und heute am Aufbau deines Reiches inmitten dieser Welt mitwirken. Schenke uns den klaren Blick, das offene Herz und das bescheidene Wesen, um zu tun, was hier und heute gut und notwendig ist. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Evangelium (Matthäus 16, 13-19)
In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein.
Gedanken zum Evangelium
Noch liegt Dunkelheit über dem See. Das Fischerboot gleitet sanft über die Wellen. Im ersten Morgenlicht meint einer der Männer eine Gestalt am Ufer zu erkennen. Er raunt es einem Kameraden zu. Unvermittelt stürzt sich dieser ins Wasser und schwimmt mit schnellen Zügen an Land. Lange schon hat der Reisende die Stadt vor Augen. Immer deutlicher werden ihre Konturen, die Mauern erheben sich, Tore und Türme werden unterscheidbar. Plötzlich stürzt er zu Boden. Wie vom Blitz getroffen. Er kann nichts mehr sehen, isst nicht und trinkt nicht mehr, bis ihm jemand die Augen öffnet. Beide Männer erkennen Jesus, den Auferstandenen. Petrus am Ufer des Sees von Tiberias, Paulus vor den Toren von Damaskus. Beide ehren wir heute in gemeinsamer Feier. Und das ist alles andere als selbstverständlich. Denn beide sind grundverschieden: was Herkunft und Bildung, was Lebenswandel und Charakter, was Positionen und Wirkungsgeschichte angeht. Simon-Petrus lebte vom Fischfang, wohnte im Haus seiner Frau in Kafarnaum und wurde von Jesus als „Menschenfischer“ in den Zwölferkreis berufen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich Simon zum Sprecher der Apostel: Im heutigen Evangelium antwortet er auf die Frage Jesu nach dessen Außenwirkung. Im Abendmahlssaal wagt er die Frage nach dem Verräter. Auf dem Berg der Verklärung ist er der einzige, der Worte findet. Und er widerspricht Jesus sogar, als dieser seine Leiden ankündigt. Dafür handelt er sich eine scharfe Rüge ein: „Weg von mir, du Satan!“
Petrus war überzeugt von Jesus: Er wagte den Gang über Wasser und verteidigte Jesus bei seiner Verhaftung mit dem Schwert. Gleichwohl versank er in den Fluten des Sees und verleugnete Jesus im Hof des Hohenpriesters. Ein Fels an Charakterstärke war Petrus jedenfalls nicht. Aber Jesus kannte seinen Simon. Wenn er ihm auch große Verantwortung übertrug, betete er gleichzeitig dafür, dass sein Glaube nicht schwach werde (Lk 22,31f).
Paulus war gelernter Zeltmacher und eher ein Stadtmensch. Er besaß von Geburt an das römische Bürgerrecht und beherrschte neben seiner Vatersprache Aramäisch auch die damalige Weltsprache Griechisch. Daher auch die beiden Namensformen Schaúl und Pávlos, die nichts mit seiner Bekehrung zu tun haben. Paulus studierte in Jerusalem die Torá und bekämpfte als glühender Anhänger der Religion seines Vaters den „Neuen Weg“, wie man damals die Jesus-Anhänger nannte.
Nach seiner Bekehrung reiste Paulus nicht – wie es vielleicht zu erwarten wäre – nach Jerusalem zurück, um sich dem Kreis der Apostel anzuschließen, sondern war auf eigene Faust unterwegs, um die Botschaft von Jesus zu verbreiten. Das Evangelium sickerte dadurch immer mehr in Kreise jenseits der jüdischen Communities ein: mit Paulus konnte man Christ werden, ohne vorher – wie Jesus – Jude gewesen sein zu müssen. Und das ging schief.
In Antiochien kam es schließlich zu Knall: Petrus und Paulus waren beide in der syrischen Hafenstadt zu Gast und aßen – ganz christlich – mit ihren Glaubensgeschwistern, die sowohl aus dem jüdischen wie aus dem nicht-jüdischen Milieu stammten. Da kam eine judenchristliche Delegation aus Jerusalem zu Besuch, woraufhin Petrus – ganz jüdisch – die Mahlgemeinschaft mit den Nichtjuden verweigerte. Das brachte Paulus „auf die Palme“, und er kritisierte das schwankende Verhalten des Petrus mit scharfen Worten. Der Eklat war mit Händen zu greifen. Es ging um eine Richtungsentscheidung: Kann man Christ sein, ohne die Vorschriften des Judentums zu befolgen?
Während Paulus mit einem klaren Ja antwortet, klingt Petrus’ Reaktion nach einem Ja, wenn’s keinen stört. Petrus ist nämlich kein radikaler Vertreter einer judenchristlichen Linie. Seine Absicht ist es vielmehr, die Einheit mit Jerusalem zu wahren. Er hat sozusagen eine gesamtkirchliche Perspektive.
Erst einige Zeit später berieten und entschieden die Apostel gemeinsam diese Grundsatzfrage, verpflichteten die nicht-jüdischen Christen nur auf wenige Kennzeichen jüdischer Identität und verhinderten damit, dass das Christentum als eine jüdische Sekte endete.
Wenn wir heute Petrus und Paulus in gemeinsamer Feier ehren, dann zeigt es, dass nicht immer alles gradlinig läuft in der Kirche, dass es verschiedene Perspektiven auf das Evangelium gibt, dass man Andere auch mal anders sein lassen muss und sich trotzdem auf das Gemeinsame besinnen kann. Und vor allem, dass man gemeinsam feiern kann.
(Michael Pfeifer)
Lied: Herr, gib uns Mut zum Hören (Gotteslob 448)
Fürbitten
Wir beten für Papst Leo und alle, die in der Nachfolge der Apostel deine Kirche leiten, deine Botschaft verkünden und versuchen, dein Reich im Heute unserer Zeit zu verwirklichen.
Wir beten für alle Männer, die in diesen Tagen ihre Priesterweihe empfangen und im Dienst an deiner Kirche ihre Lebensberufung sehen, dass sie ihr treu bleiben können.
Wir beten für alle jungen Leute, die sich offen und voll Vertrauen für Lebenswege entscheiden, die sie zu dir, der Mitte und Tiefe ihres Lebens führen.
Wir beten für alle, die in Strukturen von Misstrauen, Spaltung, Macht oder anderen Bedrohungen gefangen sind, und bitten dich, befreie sie durch deinen Geist und lass die Wege zu einem globalen Frieden finden.
Wir beten für alle, für die der Tod das Ende ist. Lass sie Hoffnung und Heil in dir finden.
Im festen Vertrauen auf dich inmitten deiner Kirche erhöre diese unsere Bitten und erfülle sie nach deinem weisen Ratschluss. Amen.
Einleitung zum Vaterunser
Jesus, dein Sohn, hat Jünger berufen, dass sie ihm folgen. Er hat sie in deine Wahrheit eingeführt und ausgesandt, die Frohe Botschaft vom Gottesreich zu verkünden.
Deshalb beten wir:
Vater unser ...
Segensgebet
Guter Gott, gehe du mit uns und allen, für die wir gebetet haben, mit allen, mit denen wir in Liebe und Freundschaft verbunden sind,und auch mit jenen, mit denen wir Mühe haben, durch die neue Woche. Bleibe bei uns mit deiner Liebe und deinem Segen, du, unser Gott, du Vater, du Sohn, du Heiliger Geist. Amen.