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Zuhause bei sich sein - 

Ein (noch) ungewohntes Phänomen unserer Zeit

Gedanken von Gemeindereferentin Barbara Voll

"Wir bleiben zuhause" - "Stayhome - Flatten der curve" -
"Wir bleiben für euch da - bitte bleibt ihr für uns zuhause"

So klingen die Motivationssätze, die in den Netzwerken kursieren und Menschen gegenseitig daran erinnern, die geltenden Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus einzuhalten. Zuhause bleiben, Kontakte verringern oder ganz meiden usw. hat immense Auswirkung,  finanzieller wie auch sozialer Art, im positiven wie im negativen Sinn.

Erfreulich war es in der vergangenen Woche für eine Pfarrsekretärin unseres Pastoralen Raums: "Ich habe alle Leute auf Anhieb erreicht, um ihnen die Informationen weiterzugeben. Wie gut, dass jetzt gerade alle zuhause sind!"

Zuhause sein, ein zuhause haben und sich dort wohl fühlen ist lebensnotwendig. Das wird uns gerade mehr denn je bewusst. Doch es stellt uns auch vor so manche Herausforderung:

- weil sich die Partner oder die Familie nur bedingt aus dem Weg gehen kann,

- weil die "vier Wände" auf einmal so kahl oder chaotisch, viel zu klein und beengend wirken,

- weil einem "die Decke auf den Kopf zu fallen" scheint,

- weil die Stille wie ein beklemmendes Gefühl wirkt und keine Antwort gibt,

- wohin mit all den Gefühlen, Gedanken, die aus wortreichen Gesprächsfetzen oder den sich ständig veränderten Nachrichten und Vorgaben nachwirken?

- die Sehnsucht nach Abwechslung, nach den Freunden und geselligen Abenden in der Kneipe oder im Biergarten wächst

- ....

Warum nur fällt es so schwer, daheim zu sein und daheim zu bleiben?

In normalen Zeiten wünschen  wir uns ab und an nach einer Zeit, in der wir einfach mal zuhause bleiben könnten. Jetzt erscheint es gar unerträglich.

Normalerweise sind wir auch nur eine begrenzte Zeit zuhause - und dann meist auch mit Alltäglichem beschäftigt:

zum Essen und Schlafen, zum Organisieren des Familienalltags, zum Schreiben von Einkaufszetteln, zum Lesen eines Zeitungsartikels, zum Ausruhen auf der Couch und sich berieseln lassen vom Fernseher, zum Umpacken der Arbeits- oder Reisetasche, zur Mitahme der Sporttasche, um beim Yoga endlich zur Ruhe zu finden .... 

Also, eigentlich sind wir daheim - und doch nicht daheim. Gedanklich noch im Tagesgeschäft oder total platt davon, auf dem Sprung zu einer Abendveranstaltung, dem Freizeitprogramm, ...

Nun heißt es: daheim ist daheim. Hier wird gearbeitet und gelernt, gekocht und gegessen, gechillt und die Langeweile vertrieben. Hier werden Gespräche geführt und es kommen unerwartete, bisher unbekannte Themen auf den Tisch. Hier ist man auf einmal mit Dingen konfrontiert, mit dem was tief in mir und in meinen Mitbewohner Platz genommen hat, was immer mitschwingt und - auch unbewusst - beeinflusst. Hier kommen nun innere Wünsche, Sehnsucht, Sorgen und Ängste ans Licht und wollen angeschaut, besprochen, verarbeitet werden.

So etwas kenne ich von Exerzitien - und bin dann dankbar, das Gespräch mit Geistliche*n Begleiter*in führen zu dürfen. So ist wohl auch diese Corona-Zeit eine Form vom "Exerzitien im Alltag"- jedoch unter anderen Vorzeichen!?

Wenn wir also die Zeit des Daheimseins nutzen wollen, bietet sich darin eine Chance, mit dem Grund unseres Daseins in Berührung zu kommen und die Grundfeste zu stabilisieren - wie der kluge Mann, der sein Haus auf Fels statt auf Sand gebaut hat (vgl. Mt 7, 24-27). Dieser Grund, der "ich bin der, ich bin" (Ex 3,14) ist ganz präsent und doch unscheinbar, aufmerksam und zugewandt. Sein Dasein tut gut und bietet uns ein gutes Beispiel für unser Dasein in uns selbst und in unseren häuslichen Gemeinschaften.

Dann wird hoffentlich gelingen, was im Buch der Sprichwörter steht: "Durch Weisheit wird ein Haus gebaut, durch Umsicht gewinnt es Bestand. Durch Klugheit werden die Kammern gefüllt mit allerlei wertvollen, köstlichen Gütern. (Spr 24,3-4)"

Und wenn Sie dabei jemanden brauchen, um Gedanken und Gefühle zu sortieren, sich über den tragfähigen Grund bewusst zu werden, dann melden Sie sich bei einem Seelsorger/ einer Seelsorgerin. Wir sind für sie da - über Telefon oder Mail erreichbar!

                                               Ein gutes Daheimsein wünscht Ihnen Barbara Voll,

                                               Gemeindereferentin im Pastoralen Raum Bad Kissingen

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Daheim

Daheim fühlen

an einem Ort

braucht seine Zeit

Daheim bleiben

für andere

ist zur Zeit nötig

Daheim sein

bei sich

ist eine wertvolle Zeit

Daheim ankommen

bei Gott

steht am Ende der Zeit.

         

                                                       - Barbara Voll -

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Glosse

"In diesem großen Haus"

Nachdem in der letzten Zeit kein Messgewand mehr gebrannt hat, ich in keinem Bus für einen Kurzschluss gesorgt habe und auch sonst nichts besonders Spektakuläres passiert ist, schien mir für diese Ausgabe fast der Stoff für eine Glosse auszugehen.

Doch neulich hörte ich in meiner Wohnung unten auf der Straße zufällig ein Gespräch zwischen einem Großvater und seiner Enkelin. „Hier wohnt der Pfarrer von Bad Kissingen.“ sagte der Mann und das Kind antwortete darauf: „In diesem großen Haus? GANZ ALLEINE?“

Da ich mich gerade umzog, konnte ich leider nicht direkt darauf antworten:
„Großes Haus, ja. Aber ich wohne hier nicht alleine.“ Über mir wohnen ja die Pfarrvikare Matthias Karwath und Karl Feser, unten ist das Pfarrbüro mit den Büros der Kolleginnen und Kollegen, der Besprechungsraum und manchmal sehr viel los. Ich bin ja oft unterwegs und manchmal denke ich mir, ich bräuchte kein Haus, ein Wohnmobil wäre besser (wenn ich mich darin wohlfühlen würde).

Mich hat aber berührt, dass sich dieses Kind
„um den Pfarrer von Bad Kissingen“ Gedanken machte,
dass er sich nicht in einem so großen Haus verloren fühlt.

PB 2025 05 Pfr. Greier Gosse Fronleichnam Apropos sich Gedanken um den Pfarrer machen.

Wenn es manchmal nur bei den Gedanken bleiben würde.
Bei der Fronleichnamsprozession kam (nicht nur ich) sehr ins Schwitzen. Wobei ich oft sage: "Wenn ich mal nicht mehr schwitze, dann müsst ihr euch echt Gedanken machen".

Einer der Kerzenträger meinte es gut und wischte mich immer wieder mit einem Taschentuch ab. Das war natürlich lieb gemeint, machte mich aber eher wahnsinnig. Ich kam mir vor wie ein kleines Kind. Ich unterband das, in dem ich ihm sagte: "Noch einmal und ich sage ab sofort immer `Veronika´ zu ihm!“
Beim ersten Stationsaltar angekommen, gab ich mit meiner Hand ein Zeichen, dass ich das Mikrofon haben wollte und stattdessen wurde mir eine Wasserflasche gebracht und ich zum Trinken aufgefordert.
Es dauerte etwas bis klar wurde, was ich wirklich brauchte: einfach nur das Mikrofon.

Im Nachhinein trotzdem ein herzliches Dankeschön für die Fürsorge.

Und neulich entdeckte ich einen ganz besonderen Untermieter an dem anderen großen Haus.
Am Seitenportal der Herz Jesu Kirche haben Vögel ein Nest gebaut, das vom Engel gehalten und getragen wird.
Wie heißt es im Psalm 84: „Auch der Sperling findet ein Haus und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen - deine Altäre, Herr der Heerscharen, mein Gott und mein König!“

PB 2025 05 Vogelnest Glosse

Die Mutter brütet und bald ist da das Leben in dem kleinen Nest.
In meiner Wohnung hätten sie mehr Platz.
Die Vögel wären mir lieber als die Flugameisen, Ameisen, Spinnen, Falter,
die sich anscheinend auch bei mir wohlfühlen

Gerd Greiier,
Pfarrer

Impuls

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