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Hausgottesdienst -
20. Sonntag im Jahreskreis (C),
14.08.2022

 

Lied: Atme in uns, Heiliger Geist (GL 346,1-3)

Einleitung

Erschüttert! Ratlos! Ausgeliefert! Gefühle, die sich einstellen, bei mir, wahrscheinlich auch bei Ihnen, wenn tagtäglich die Nachrichten von Gewalt und Krieg die Schlagzeilen beherrschen. Was wird als nächstes passieren? Wie viele Menschen werden noch leiden und sterben müssen? Was können wir dagegen tun? Wie können wir uns schützen? Wo ist Gott, oder Allah oder Jahwe, wie immer wir ihn auch ansprechen? Ist er wirklich hier, wenn wir ihn anrufen? 

Kyrie-Ruf

Gewalt bestimmt das Leben so vieler Menschen.
Herr, erbarme dich.

Ungerechtigkeit bestimmt das Leben so vieler Menschen.
Christus, erbarme dich.

Angst bestimmt das Leben so vieler Menschen.
Herr, erbarme dich.

Gebet

Herr. Du kennst unser Elend. Wir reden miteinander und verstehen uns nicht. Wir schließen Verträge und vertragen uns nicht. Wir sprechen vom Frieden und rüsten uns zum Krieg. Zeige uns einen Ausweg. Sende deinen Geist, damit er den Kreis des Bösen durchbricht und das Angesicht der Erde erneuert. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

Evangelium (Lk 12,49-53)

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden und wie bin ich bedrängt, bis sie vollzogen ist. Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf der Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung. Denn von nun an werden fünf Menschen im gleichen Haus in Zwietracht leben: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei; der Vater wird gegen den Sohn stehen und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter, und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.

Gedanken zum Evangelium

Wir haben die Nachrichten gehört und die Bilder gesehen. Wir waren betroffen, Menschen taten uns leid. Aber es war weit weg. Was sollten wir auch tun? Der Krieg! Der Terrorismus! Er war uns fremd und er ist uns fremd! Aber nun rückt es auf einmal näher: Die Ukraine liegt direkt hinter Polen. Auch Anschläge und Terrorattacken haben wir in der letzten Zeit immer häufiger in Deutschland erleben müssen. Wer sagt uns, dass wir selbst wirklich sicher sind? Es macht sich Angst breit. Eine Angst, vor der wir uns bis jetzt schützen konnten. Eine Angst, mit der viele Menschen auf dieser Welt jeden Tag in einem noch viel größeren Ausmaß leben müssen. Eine Angst, die nicht auszuhalten ist. Wenn wir das bei uns spüren, können wir vielleicht etwas von dem nachempfinden, was Menschen aushalten müssen. Auf diesem Hintergrund lese ich das Evangelium vom heutigen Sonntag. „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen. Meint ihr, ich bin gekommen um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein sage ich euch, sondern Spaltung.“

Was sagt er da? Was passiert da? - Ich erinnere mich an ein Gespräch, das auf einmal sehr hitzig, fast aggressiv wurde. Jemand forderte sehr klar, Religionen müssten alle abgeschafft werden, das einzige, was sie tun, ist Menschen zu radikalisieren, weil sie sich in ihren Ansprüchen immer für die einzig richtige und die einzig wahre halten und dies dann mit allen Mitteln durchsetzen. Uns allen ist sicherlich auch noch der Satz vertraut: Außerhalb der katholischen Kirche kein Heil.
Und weiter hieß es dann: Religionen stiften Menschen zur Gewalt an, weil sie Menschen, die anders glauben, Menschen, die anders leben, Menschen, die andere Werte haben, als minderwertig ansehen und bekehren wollen. Das Ganze eskaliert im Bild, das radikale Muslime bieten: Ungläubige dürfen, ja sollen sogar getötet werden, weil der Koran oder weil Allah es angeblich so will.
Und haben wir nicht auch als Christen in früheren Jahrhunderten genauso gehandelt. Wie viele Menschen sind bei der Missionierung Afrikas oder Lateinamerikas getötet worden und die Unruhen in Nordirland sind nur wenige Jahre alt.

Papst Franziskus hat in einem sehr eindrücklichen Appell vor einigen Tagen davor gewarnt den Islam mit Gewalt und Terrorismus gleichzusetzen. Der IS ist nicht der Islam und wahrscheinlich stehen viele Muslime dessen Gewaltexzessen mit der gleichen Ohnmacht gegenüber wie wir. Der Papst sagt dann noch einmal deutlich: Wer von Gewalt im Islam spricht, der muss auch von der Gewalt sprechen, die von Katholiken ausgeht. Da gibt jemand ein großes Beispiel, er zeigt nicht mit dem Finger auf andere und hält sich selber für gut. Er steigt einer einseitigen Schwarz-Weiß-Malerei aus.
Papst Franziskus prangert den Fundamentalismus in allen Religionen in seiner zerstörerischen Art an. Da sind wir als Christen nicht besser als andere, auch wenn unsere Methoden nicht mehr so heftig sind. Und er benennt weiter, dass die Ursache vieler fundamentalistischer Strömungen, seien sie nun politisch oder religiös, mangelnde Zukunftsaussichten vor allem junger Menschen in Europa und überall auf der Welt sind. Hier geschieht Gewalt, eine strukturelle Gewalt, an der wir alle unseren Anteil haben. Das wird noch einmal deutlich daran, dass viele der Attentäter nicht aus arabischen Ländern kommen, sondern hier bei uns leben und groß geworden sind. Es sind auch unsere Jugendlichen und wir alle haben unsere Welt so mitgestaltet, wie wir sie jetzt vorfinden.

Zurück zum Evangelium: Jesus weiß, dass Menschen in Streit geraten, auch Menschen, die sich vertrauen und dass es auch durch seine Person dazu kommen kann. Und da, wo wir anderer Meinung sind, müssen wir uns auch streiten dürfen, aber und das wird auch im Kontext der christlichen Botschaft deutlich: Als Menschen, als Christen, Muslime, Juden und Atheisten haben wir den anderen in seiner Würde zu achten, wir können ihm unseren Glauben und unsere Meinung anbieten, verordnen können wir sie ihm nicht. Was am Ende dem Heil dient ist uns allen verborgen und bleibt Gabe Gottes.
Das kann uns gelassen machen. Und es gilt, wer von Glauben spricht, muss auch davon sprechen, wie gerechte Lebensbedingungen für alle Menschen geschaffen werden können. Ich möchte in einer Welt leben, die demokratisch und plural ist, in der Staat und Religion getrennt sind, in der wir uns gegenseitig akzeptieren, unabhängig von dem, was wir glauben, in der jeder für sich und sein Leben sorgen kann.

 (Bernhard Rathmer)

Lied: Gott liebt diese Welt (GL 464,1-3)

 

Fürbitten
Gott, du hast uns unsere Erde und alles was lebt anvertraut. Dich bitten wir:

Wir bitten dich um den Frieden, weil wir ihn allein nicht schaffen können.

Wir bitten dich um Gerechtigkeit, damit die Starken bereit werden, auch die Schwachen an den Gütern des Lebens und der Produktion teilhaben zu lassen.

Wir bitten dich um Liebe, damit wir uns umeinander kümmern und der Hass in unseren Herzen und Gedanken weniger wird.

Wir bitten dich um einen Glauben, der andere Menschen in ihrer Art zu leben und zu glauben achtet und für Toleranz und Menschlichkeit eintritt.

Wir bitten dich für die Opfer von Krieg und Gewalt, dass sie uns antreiben, für bessere Lebensverhältnisse und Gerechtigkeit zu sorgen.

Du, Herr, hast dich auf die Seite der Schwachen und Ohnmächtigen gestellt.
Dir vertrauen wir unsere Zukunft an. – Amen.

 

Einleitung zum Vaterunser

Stimmen wir ein in das Gebet, das Jesus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel …

Schlussgebet

Gott, wir wollen wahrnehmen, achten und schätzen: Unsere Welt, alles, was lebt und jeden Tag entsteht. Alle Menschen - in ihrer Hoffnung und in ihrer Not. Und dich Gott, als Freund, als Partner in dieser Welt. Amen.

Lied: Sonne der Gerechtigkeit (GL 481,1+2)

 

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