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Pfarrerin ev. Jacqueline Barraud Volk 2022Wort zum Sonntag
26. Oktober 2025

 

Notre Dame de Paris und der weite Raum…

Seit langer Zeit bin ich im September wieder einmal in Paris gewesen. Ich kenne die Kathedrale Notre Dame de Paris nur vor dem verheerenden Brand im April 2019. Als Kind fand ich sie immer etwas düster. Dann stehe ich auf dem großen Platz vor der Kirche. Die Steinfassade erstrahlt hell. Die beiden majestätischen Türme, die runde Rosette in der Mitte, die drei Portale darunter, ergeben im Gesamtaufbau vollkommen harmonische Proportionen. Kein Wunder, dass der Bau schon von außen beruhigend und wohltuend wirkt.

Dann gehe ich durch das Hauptportal hinein und bin überwältigt: Was für eine Weite, was für eine Helligkeit, was für eine Größe! Für mich ist das ein heiliger Ort, mit durchbeteten Wänden und neuerschaffener Majestät, ein Glaubensort aus Asche wieder auferbaut. Zu was wir Menschen doch fähig sind, wenn alle ihre Gaben einbringen. Miteinander können wir so viel Schönes und Gutes erschaffen!

Den Menschen in der Kathedrale geht es offensichtlich wie mir. Andächtig bewegen sie sich. Ein älterer Franzose flüstert mir zu: „C´est vraiment remarquable, quelle beauté!“ - „Das ist wirklich bemerkenswert, welche Schönheit!“ Und dann, als müsste es noch bekräftigt werden, setzt die imposante Orgel ein und bringt den gesamten Raum zum Schwingen.

Solche Kirchen sind wie Erinnerungszeichen, als wollten sie sagen: Gott ist da, mitten in dieser Welt und Glaube braucht Raum. Ja, wir brauchen den geschützten Raum, wo sich unsere Gedanken innerlich verdichten und wir mit allem, was uns ausmacht und beschäftigt vor Gott kommen. Deshalb ist es gut, dass unsere Erlöserkirche in Bad Kissingen, wie viele andere Kirchen auch, tagsüber geöffnet ist. Hier können Einheimische, Kurgäste oder Touristen für einen Moment Platz nehmen, ein Gebet sprechen, die Gedanken sammeln oder eine Kerze anzünden, für jemanden der fehlt beziehungsweise für einen Lichtblick, der gerade notwendig ist.

Gotteshäuser weisen über sich hinaus. Sie sind Hinweis auf den lebendigen Gott und Orte des gelebten Glaubens. Allerdings werden sie nur glaubwürdig sein, wenn das, was in ihnen gehört, gesprochen, geglaubt, gehofft und erkannt wird, auch nach außen dringt. Sie leben von den Menschen, die ein- und ausgehen und die wirken: innen wie außen.

Die momentane Diskussion um die Umwidmung oder Aufgabe von Kirchengebäuden sollte deshalb nicht leichtfertig geführt werden. Oft sind Kirchen die ältesten, teilweise auch die einzigen Baudenkmäler am Ort. Andererseits muss man auch klar Sehen, dass es immer mehr finanzielle Grenzen für den Gebäudeerhalt gibt. Gotteshäuser müssen, wie jedes andere Haus auch, unterhalten werden. Und damit dies weiterhin geschehen kann, wird man eine Auswahl treffen müssen, so schmerzlich das ist. Wichtig bleibt, würdig gestaltete Orte zu haben, in denen der weite Raum Gottes, mit seinen Möglichkeiten, spürbar bleibt.

Mit herzlichen Grüßen

Jacqueline Barraud-Volk
geschäftsführende Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Kissingen und Rundfunkpredigerin im Bayerischen Rundfunk

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Glosse

"In diesem großen Haus"

Nachdem in der letzten Zeit kein Messgewand mehr gebrannt hat, ich in keinem Bus für einen Kurzschluss gesorgt habe und auch sonst nichts besonders Spektakuläres passiert ist, schien mir für diese Ausgabe fast der Stoff für eine Glosse auszugehen.

Doch neulich hörte ich in meiner Wohnung unten auf der Straße zufällig ein Gespräch zwischen einem Großvater und seiner Enkelin. „Hier wohnt der Pfarrer von Bad Kissingen.“ sagte der Mann und das Kind antwortete darauf: „In diesem großen Haus? GANZ ALLEINE?“

Da ich mich gerade umzog, konnte ich leider nicht direkt darauf antworten:
„Großes Haus, ja. Aber ich wohne hier nicht alleine.“ Über mir wohnen ja die Pfarrvikare Matthias Karwath und Karl Feser, unten ist das Pfarrbüro mit den Büros der Kolleginnen und Kollegen, der Besprechungsraum und manchmal sehr viel los. Ich bin ja oft unterwegs und manchmal denke ich mir, ich bräuchte kein Haus, ein Wohnmobil wäre besser (wenn ich mich darin wohlfühlen würde).

Mich hat aber berührt, dass sich dieses Kind
„um den Pfarrer von Bad Kissingen“ Gedanken machte,
dass er sich nicht in einem so großen Haus verloren fühlt.

PB 2025 05 Pfr. Greier Gosse Fronleichnam Apropos sich Gedanken um den Pfarrer machen.

Wenn es manchmal nur bei den Gedanken bleiben würde.
Bei der Fronleichnamsprozession kam (nicht nur ich) sehr ins Schwitzen. Wobei ich oft sage: "Wenn ich mal nicht mehr schwitze, dann müsst ihr euch echt Gedanken machen".

Einer der Kerzenträger meinte es gut und wischte mich immer wieder mit einem Taschentuch ab. Das war natürlich lieb gemeint, machte mich aber eher wahnsinnig. Ich kam mir vor wie ein kleines Kind. Ich unterband das, in dem ich ihm sagte: "Noch einmal und ich sage ab sofort immer `Veronika´ zu ihm!“
Beim ersten Stationsaltar angekommen, gab ich mit meiner Hand ein Zeichen, dass ich das Mikrofon haben wollte und stattdessen wurde mir eine Wasserflasche gebracht und ich zum Trinken aufgefordert.
Es dauerte etwas bis klar wurde, was ich wirklich brauchte: einfach nur das Mikrofon.

Im Nachhinein trotzdem ein herzliches Dankeschön für die Fürsorge.

Und neulich entdeckte ich einen ganz besonderen Untermieter an dem anderen großen Haus.
Am Seitenportal der Herz Jesu Kirche haben Vögel ein Nest gebaut, das vom Engel gehalten und getragen wird.
Wie heißt es im Psalm 84: „Auch der Sperling findet ein Haus und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen - deine Altäre, Herr der Heerscharen, mein Gott und mein König!“

PB 2025 05 Vogelnest Glosse

Die Mutter brütet und bald ist da das Leben in dem kleinen Nest.
In meiner Wohnung hätten sie mehr Platz.
Die Vögel wären mir lieber als die Flugameisen, Ameisen, Spinnen, Falter,
die sich anscheinend auch bei mir wohlfühlen

Gerd Greiier,
Pfarrer

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